Noblesse Noblige sind endlich wieder zurück. Eine Ewigkeit scheint vergangen zu sein, seit Valerie und Sebastian im Herbst 2006 mit ‚Privilege Entails Responsibility’ bahnbrechend den Untergrund aufrollten. ‚In Exile’ bringt uns fünfzehn neue Ergüsse voller Charme und Exzentrik! Bereits das mit künstlerisch ansprechendem Video beworbene ‚Tanz, Mephisto’ ließ die Fans nervös vor dem Computer auf dem Schreibtischstuhl hin und her rutschen. DAF-Geklimper vom Mini-Klavier trifft dabei auf ein tanzbar-schräge Pop-Melodie und Valeries künstlerisch dadaistischen Gesang. Weniger extrovertiert wirkt das neue Werk beim ersten Hören. Songs wie ‚Bitch’ oder ‚Fashion Facism’ sucht man auf ‚In Exile’ vergebens. Stattdessen hält chansongetränkte Easy Listening Attitüde Einzug in das Universum der beiden Künstler. Querflöten finden sich genauso wie Bongos oder Lolek und Bolek Elektronik als Ost-Import in ‚Monkey Business’; alles gekrönt durch Valeries typisch französischem Gesang. Kurzweilig und fast in der Herzschmerz-Schublade angesiedelt begeistert Sebastian am Mikrophon bei ‚Das Soldatenglück’, einem der definitiven Highlights des Albums, das einfache Klavier-Anschläge und Elektro-Geigen zur Untermalung von lebensentscheidenden lyrischen Kurztexten anbietet. Einen Gegenpol dazu bildet das coole mit Meeresrauschen und Mövengeschrei angereicherte ‚Seaside Suicide’, bei dem Valerie in ihrer gewohnt exaltiert-unbeteiligten Divenhaftigkeit die zu transportierenden Inhalte perfekt zur Geltung bringt. Elektronisch bedächtige Echolot-Romantik prägt die Szene für ‚Forbidden Time’ im krassen Gegensatz zur Zirkus-Trash-Hymne ‚Under the Floorboard’. Vom offensichtlichen durch Rebellentum geprägten Gesamtkunstobjekt haben sich Noblesse Oblige mit ‚In Exile’ zum reichlich erwachsener wirkenden Indie-Music-Act entwickelt. Wenn dadurch auch ein wenig der einzigartige Show-Charakter der ersten Periode zugunsten ausgefeilterer Kompositionen in den Hintergrund rücken muss, kann man mit den vorliegenden Songs durchgängig glücklich werden, ob beim Aspirin-Zuführungs-begleiteten Runterkommen nach durchgeclubbter Nacht oder auch beim Zweier-Spätsommer-Picknick mit Brownies vom Discounter um die Ecke und Doppelkopfhöreradapter für den I-Pod.