Verschwörungstheorien über ein totalitäres christliches Regime im Jahre 2022, das ist die Promotions-Maschinerie die Trent Reznor um das neuste Release der Nine Inch Nails aufbaut. Eins muss man ihm dabei lassen: wenn er so etwas macht, dann macht er s richtig… Auf diversen (inzwischen angeblich 23!) Websites mit kryptischem Inhalt präsentieren sich Wort- und Textfragmente, Fans finden bei Konzerten Memory-Sticks mit Botschaften und Songs unter Klodeckel geklebt. Nicht schlecht! Ob einem diese (pseudo-?) gesellschaftskritische Masche, die nun wirklich schon so oft da gewesen ist gefällt, soll jeder für sich selbst entscheiden. Aber was hat nun die CD zu bieten? So einiges, so einiges… Eins ist sicherlich klar, ‚Year Zero’ ist ein kraftvolles, düsteres Album geworden. Seit den Zeiten in denen Herr Thirlwell auf ‚Fixed’ Hand anlegen durfte, hat man nicht mehr so viele genial kranke Sounds in den auf Tonträger gebannten Ausgeburten aus Reznors Kopfs gehört. Glitches, Distortion und rauf und runter gepitchte Sounds geben sich die Klinke in die Hand. Eindrucksvoll demonstriert wird dies im Kastagnetten-geschwängerten ‚Me I’m not’, das eines der Lieder ist, das den Hörer sofort in seinen Bann saugt. Grosses Kino! Nicht weniger frickelig, dafür aber mit technoid angereichertem Anfang der geschickt in Gitarren-Seligkeit überführt wird dreht ‚The Great Destroyer’ mächtig auf und im zweiten Teil mit unbeschreiblich pervertierten Sounds mächtig ab. Der Vorgeschmack mit ‚Survivalism' ist bereits vor zwei Wochen geglückt: marschierende, bedrohliche Elektronik mit einem Hau-Ruck-Refrain, wie man ihn von den Nails liebt, erhöhte die Spannung wie denn das ganze Werk aussehen würde. Und eins ist klar, das Album hält in weiten Strecken, was der Teaser versprochen hat. Natürlich dürfen auch die Klaustrophobie im Kopf verursachenden Tracks wie das instrumentale ‚Another Version of the Truth’ oder der Noise-geladene Endtrack ‚Zero-Sum’ nicht fehlen, auch danach dürstet den wahren Fan. Etwas gewöhnungsbedürftig erscheint noch die geplante zweite Auskopplung ‚Capital G’, die bisher auch nach mehrmaligem Hören für mich noch nicht so recht in dieser Welt angekommen ist. Trent Reznor liefert mit ‚Year Zero’ ein sehr viel direkteres Album ab, als noch mit dem bis ins Detail durchdachten ‚With Teeth’. Das kann man mögen, das kann man natürlich auch nicht mögen! Mich hat diese Ursprünglichkeit jedenfalls eingefangen und beeindruckt. Zugegeben, es sind auch Lieder dabei, die mit etwas mehr Liebe zur Produktion vielleicht noch besser geworden wären, aber derer sind es zum Glück nicht wirklich viele. ‚Year zero’ birgt insgesamt keine guten aber auch bestimmt keine bösen Überraschungen, wo NIN draufsteht ist eben auch NIN drin… Es gibt übrigens eine limitierte Auflage des neuen Albums, die sich lediglich im zugegeben schönen Design unterscheiden, jedoch keine zusätzlichen Bonustracks enthält. Wer also auf einen Hochglanz-Digipak mit dickem Booklet und einer CD, die sich verfärbt wenn man mit seinen 37°-Patschehändchen darauf fasst steht, kann hier zugreifen…