Synth-Etik, ein faszinierendes wie obskures Projekt. Wer Informationen sucht, weil nach dem Hören von "Phantom" aufmerksam geworden, wird in der Euphorie anfänglich leicht gebremst. Die web-Adresse http://www.synth-etik.com/ führt nämlich erst einmal gewaltig in die Irre – denn Headbands und Dating Services interessieren im Moment herzlich wenig. Einige Klicks später ist der Suchende dann am Ziel. Kreativer Kopf hinter Synth-Etik, das auf dem feinen Label Hands Productions bereits mit mehreren Veröffentlichungen von sich reden machte (und sogar auf einer Orkus-, Sonic Seducer- und Electro Club Attack- sowie Industrial Frequencies-Compilation vertreten ist!), ist ein gewisser Frank Mokros, der auch mit den Projekten Ativ und Totakeke (u. A. wiederum auf Hands Productions) im Rhythmus-Sektor aktiv ist und dessen Name längst kein Unbekannter mehr zu sein scheint. "Phantom", nach "Synth-Etik" und "Dimensional Construct" bereits das dritte Album von Frank Mokros’ Projekt, ist faszinierend, fesselnd und unberechenbar. "Phantom" ist das Bildnis seines Namens. "Phantom" ist unwirklich, trügerisch und spielt dem Verstand Streiche. Während sich der Körper den zwanghaft ansteckenden, harschen Rhythmic Industrial-meets-Breakbeat-Attacken mit Hang zum magisch-rituellen nicht zu entziehen vermag, durchlebt der Geist eine belebende, Kraft schöpfende Reise im Kosmos moderner, facettenreicher und fragiler, bisweilen geheimnisvoller Electro Sounds. Mokros’ Synthese aus Unbarmherzigkeit und Lieblichkeit in akustischer Form ist so anziehend wie verstörend. Keiner der 13 Titel, deren Namen viel Raum zur Interpretation in der eigenen Gedankenwelt lassen, gleich dem anderen, ein jeder scheint bis ins feinste Detail ausgetüftelt und in sich geschlossen zu sein, ohne eine Barriere zum nächsten oder vorhergehenden Track aufzubauen. "Phantom" geht weit über die bloße Aneinanderreihung von Sequenzen, Elementen und Fragmenten hinaus. Es scheint wie ein Fluß, aber auch ein Rad, stetige Metamorphosen durchlaufend und doch mit sich im Gleichgewicht. Es ist ein Album, das vielen Geschmäckern ein Zuhause bieten kann, wenn man sich nur bereitwillig darauf einlässt. Mit "Phantom" finden Körper und Geist wieder zueinander, neue Wege akustischer Wahrnehmung und deren körperlicher Verarbeitung öffnen sich – ob im Club oder Zuhause. "Phantom" ist ein Reiz, der immer eine Reaktion erzeugt – in diesem Falle pure Begeisterung. Das ist Rhythmus- und Spannungsgefühl auf hohem Niveau! Anspieltipps: Morphalyne, Mekongscape, Experimental Transition, Nonsequitor