Vom Black Metal ab- und düsterer, martialisch-elektronischer Musik zugewandt hat sich Marco Kehren, der vorher bei so bekannten Kapellen wie Deinonychous und Bethlehem mitarbeitete. Diesmal zieht er sein ganz eigenes Ding durch. Das nennt Nihil Novi Sub Sole und beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Kriegen und den damit einhergehenden Gräueltaten. Sein Projekt ist zwar bei weitem nicht das erste, das sich diesem Thema annimmt, aber da unsere Welt tagtäglich neu mit Kriegen und Terror überzogen wird, kann man sich eigentlich nicht genug damit beschäftigen. Das Debüt von Nihil Novi Sub Sole namens "Jupiter Temple" bedient sich bei Dark Ambient, Martial Industrial und Neoklassik, um sein Anliegen eindringlich zu vertonen. Chöre, Streicher, sehr dunkle elektronische Klangflächen, aber vor allem militärisches, teils massives Trommeln und viele Samples alter Aufnahmen (u.a. von Berto Mussolini und Zitaten aus Gerichtsverhandlungen) sollen eine bedrückende Stimmung erzeugen. Dabei beschäftigt sich Marco Kehren aber nicht nur mit den Auswirkungen von Krieg und Gewalt, sondern er geht auch der Frage nach, wie es überhaupt so weit kommen kann. So wird in "Die Angeklagten" folgender Satz immer wieder wiederholt: "Ich stehe gleichgültig vor den einzelnen Angeklagten und gebe nur zu bedenken, dass sie ihr Handwerk nicht hätten ausführen können ohne die Unterstützung Millionen Anderer." Bei all den Ambitionen ist es bloß schade, dass die Musik auf "Jupiter Temple" zu kurz kommt. Vieles wiederholt sich zu oft, wirklich neue Ideen sucht man vergebens. Dabei sind durchaus gute Ansätze vorhanden und die Musik als schlecht zu bezeichnen, wäre bei weitem übertrieben. Sie ist aber trotz all der düsteren Töne eben zu gegenstandslos. Das Trommeln mag ein geeignetes Stilmittel sein, wird aber zu oft eingesetzt. Viel besser sind die Stücke, die sich nur mit tieftrauriger Musik der Thematik nähern, da sie wesentlich mehr Stimmung transportieren. Dass die Musik dennoch ihre Wirkung entfalten kann, liegt eventuell an dem Mastering von Axel Frank (Werkraum, Triarii). Trotzdem: War beispielweise Deuterrors "Le Gueule De Guerre", das sich ebenfalls mit dem Krieg beschäftigte, ein Meisterwerk der Verzweiflung, kann "Jupiter Temple" daran kaum heranreichen. Aber es ist ein Album mit einem sehr ambitionierten Inhalt.