Sie sehen aus wie eine dieser rockenden Brit-Pop-Bands, von denen in den letzten Jahren immer wieder welche ziemlich erfolgreich aus dem Nichts aufgetaucht sind. Neïmo singen englisch und klingen auch so, wie eben jene Brit-Popper, kommen aber, Achtung(!), aus Frankreich. Eigentlich ein Wunder, dass die Band es überhaupt bis zu uns geschafft hat und nicht an den Regularien zum Schutz der französischen Sprache in ihrem Heimatland gescheitert gegangen ist. Dafür hat die Band einen gewagten, aber äußerst geschickten Schachzug unternommen. Da man an den englischsprachigen Texten festhalten wollte, fuhr man in ein Land, in dem Englisch die Muttersprache ist, nämlich die USA. Dort wurden sie nicht nur von Virgin US Gründer Jeff Ayeroff für Shangri-La unter Vertrag genommen, sondern fanden mit Alan Moulder auch noch einen jener Produzenten, der schon mit den ganz großen gearbeitet haben. Im Falle von Moulder sind es z.B. Trent Reznor, die Smashing Pumpkins oder die Arctic Monkeys. Vielleicht werden Neïmo deshalb so oft mit der letztgenannten Band verglichen. Neïmo haben noch einen nicht zu unterschätzenden Vorteil in ihren eigenen Reihen. Sänger und Songwriter Bruno verbrachte den Großteil seines Lebens in den USA, was sich einerseits sichtlich positiv auf die Texte ausgewirkt hat, andererseits aber auch auf den Gesang. Als Franzosen sind Neïmo nämlich weder vom Gesang noch von der Musik her zu identifizieren. Und wie klingen sie nun auf ihrem zweiten Album "Moderne Incidental"? Wer die We Are Scientists kennt, weiß es sofort. Es ist diese Art von Brit-Pop-College-Rock, die sofort gute Laune verbreitet. Vergleiche mit den Strokes oder Maximo Park dürfen vorsichtig gezogen werden. Eine ganz leichte Prise 80er schwebt in der Musik mit, die aber keine direkten Analogien erlaubt. Die Songs klingen mal ein wenig trocken-elektronisch wie "Diamond Lane" oder auch mal balladesk wie "Peter And The Wolves", aber in erster Linie frech und spritzig. Eingängige Melodien, ein Schuss Elektronic, etwas Außergewöhnliches wie ein Xylophon und vor allem ein paar mitreißende, leicht kantige Gitarrenriffs. Fertig. Da ist der Titel des Albums mit "Moderne Incidental" schon etwas ironisch gewählt. Ein kleiner Seitenhieb Richtung Heimat vielleicht, in der Neïmo schon jetzt überaus erfolgreich sind… trotz englischsprachiger Texte.