Vor nicht allzulanger Zeit hielt ich das „Abschiedsgeschenk“ von Negura Bunget in den Händen. Die 3 Rumänen waren zu zerstritten, um weiterhin auf gemeinsamen musikalischen Wegen zu wandeln und der Ausstieg von Hupogrammos und Sol Faur war bereits beschlossene Sache. Dass Drummer und Gründungsmitglied Negro Negura Bunget aber mit neuer Besetzung fortsetzen wird stand bald fest und mit „Vîrstele Pămîntului´“ muss er und der Name Negura Bunget sich nun bewähren. Deswegen lassen wir die Grabenkämpfe zwischen ihm und beiden Ausgestiegenen (die mit Dordeduh nun ihr eigenes Musikprojekt ins Leben gerufen haben), die in den letzten Wochen immer wieder im Netz zu finden waren, hinter uns und konzentrieren uns auf das Wesentliche: Der Ausverkauf des guten Namen oder ein weiterer Koloss guter und besonderer Musik – was ist „Vîrstele Pămîntului´“ geworden? Negro hat sich nicht dafür entschieden, mit der Komplettsanierung der Band auch der Musik von Negura Bunget in eine neue Richtung zu treiben. „Om“ war 2005 der Meilenstein des progressiven Folk-BlackMetals, bei dem Fans auch heute noch Tränen in den Augen haben. „Om“ gab aber auch den festen Weg für Negura Bunget 2010 vor: noch etwas mehr transsylvanische Folklore, ein klein wenig mehr stimmungsfördernde Keyboarduntermalung und Songs, die für sich kleine Labyrinthe sind. Der Weggang der ehemaligen Mitglieder lässt sich eigentlich fast nur an den veränderten Vocals festmachen, die nun einerseits über ein größeres Spektrum verfügen, andererseits aber mitunter in den cleanen Passagen etwas gewöhnungsbedürftig und schwachbrüstig wirken könnten. Qualitativ erweist sich „Vîrstele Pămîntului´“ glücklicherweise nicht als Maßnahme künstlicher Lebenserhaltung des guten Namens Negura Bunget, denn das Album ist für sich genommen sehr gut. Abwechslungsreich, mitreißend und treibend walzen die monumentalen Songs den Hörer nieder und hinterlassen ein wohliges und im Kern sehr positives Gefühl. Fern der blastbeat-gefüllten Anfangstage wirkt „Vîrstele Pămîntului´“ fast schon ruhig und naturromantisch, auch wenn immer wieder die (Black)Metal Keule ausgepackt wird. Aber natürlich werden Fans den direkten Vergleich mit „Om“ fordern und wagen – doch wie kann ein Nachfolger eines vielerorts als Meisterwerk bezeichneten Albums wirken, wenn es den gleichen musikalischen Weg geht? Würde da nicht jedes Album nicht gleichwertig, einen Hauch schwächer und alles in allem eben wenig neu wirken? Ich denke, erst die Zeit wird zeigen, wie die beiden Alben zueinander stehen – doch eines ist sicher: der eigentliche Vorgänger „Om“ („Maiestrit“ war die Neuauflage des 2ten Albums) und „Vîrstele Pămîntului´“ sind bockstarke Alben, die fast alle Werke anderer Genrevertreter locker in den Schatten stellen.