„Cardiac“ - dieser Begriff bezeichnet im Allgemeinen alles, was mit dem Herzen zu tun hat. Natürlich steckt ein tieferer Sinn dahinter, wenn jemand sein Album so betitelt. Das jedenfalls darf man Thomas Pujols, dem Kopf von Nebulo, getrost unterstellen, denn wie im Pressetext zu lesen ist, beschloss jener nach Veröffentlichung der letzten Scheibe „Artefact“, die musikalische Ausrichtung seines Projekts hin zu mehr „Direktheit“ zu ändern. Zu diesem Zweck nahm er im Laufe des Sommers 2011 seine musikalischen Inspirationen täglich in Form eines Probesongs auf und schuf mit den in Klängen festgehaltenen Befindlichkeiten die Basis für die 10 Tracks auf „Cardiac“. Der Hörer wird so quasi Zeuge vertonter Stimmungen. Daß diese nicht himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt daherkommen, versteht sich aufgrund der Historie des Künstlers von selbst. Vielmehr bettet Pujols seine Gefühle in mehr oder weniger abstrakte Soundgebilde, welche auf den ersten Blick alle eine diffuse Schwermut zu vermitteln scheinen. Man muß schon auf die Feinheiten achten, um sich der Intention hinter den einzelnen Tracks nähern zu können, in der Hauptsache auf die Rhythmik. Ob herzschlagähnliche Beats in „Octo“, selbst aufgenommene Handclaps in „Asht“, schnellere oder langsamere, metallische oder dumpfe Schläge, einzeln oder, wie in „Smax“, zu einem prasselnden Gewitter verdichtet, durch die Art und Intensität der Percussions bzw. durch ihr Fehlen, werden nicht nur Akzente gesetzt, es wird die gesamte Richtung vorgegeben. Die sorgfältig an- sowie aufeinander geschichteten, natürlichen oder künstlichen Geräusche, Clicks, Synthesizer-Teppiche oder Glitch-Sounds gruppieren sich jeweils um dieses Gerüst und vereinen sich zu einer Art Melodie, teilweise überraschend eingängig. Dadurch bildet sich eine recht individuelle Form des Ambient heraus, die durch ihren Entstehungsprozess zwar direkt „von Herzen“ kommt, deren tiefere Bedeutung dennoch nur verschwommen wahrnehmbar bleibt. Thomas Pujols läßt sich trotz der im Vergleich zum Vorgänger tatsächlich direkteren Herangehensweise nicht bis auf den Grund seines Herzens blicken oder anders gesagt: Es bleibt nach wie vor ein großer Spielraum für eigene Interpretationen bzw. eigene Herzensangelegenheiten. Vielleicht ist dies ja das eigentliche Ziel von "Cardiac".