Hinge man beispielsweise sehr an einer Vase und diese zerbräche, würde so mancher Besitzer sie wieder zusammenkleben. Der Franzose Thomas Pujols tut mit seinem Projekt Nebulo genau das mit seiner Musik bzw. seiner Vorstellung von Musik. Die zunehmende Urbanisierung als Thema für sein neues Album "Artefact" könnte dann auch kaum besser in dieses Konzept passen, nehmen wir doch im stressigen Großstadtalltag auch nur bruchstückhaft unsere Umgebung wahr. Tagtäglich wird man von seinem Umfeld mit Informationen befeuert, sei es akustisch, visuell oder haptisch. Da für seine Musik nur die auditive Ausdrucksform bleibt, hat Nebulo seinen Sound neben den vielen Einzelheiten, die zu einem Ganzen zusammengefügt werden auch noch den Versuch gestartet, seine Musik mehrdimensional klingen zu lassen. Erreichen tut er das durch den Einsatz verschiedener Feldaufnahmen aus Bordeaux, Paris und Berlin. Wie immer bilden verschiedene, zuerst fast gegensätzlich klingende Sounds ein überraschendes Gesamtbild. Das ist man von Nebulo mittlerweile gewöhnt. Stimmen, Verkehrslärm, Geräusche aus einem Einkaufszentrum, all das lässt beim Hören im Kopf des Rezipienten verschiedene Bilder entstehen und erzeugt damit die erwähnte Mehrdimensionalität. Wie schon auf den beiden vorangegangenen Alben beherrscht eine gewisse Schwermut die elektronische Musik von Nebulo, nur sind die Sounds scharfkantiger, so als würde man mit mehreren Rasiermessern Sahne aufschlagen. Dabei darf es auch zwischendurch mal ordentlich rumpeln und krachen, doch bildet das eher die Ausnahme. Viel öfter bilden seltsame Töne schöne Melodien. Dabei verhält sich die Musik auf "Artefact" passend zum Titel wie ein Ölgemälde. Geht man zu nah heran, zerfällt es in kleine Einzelteile. So kann man sowohl die einzelnen Besonderheiten, die einzelnen Artefakte wie die seltsamen Geräusche, Drones, und Rhythmen als auch das Album in Gänze genießen. Nebulos musikalischer Entwurf des modernen urbanen Lebens ist hektisch, bedrohlich und abrupt, aber auch idyllisch und ruhig. Insofern wartet "Artefact" mit vielen Überraschungen und guten Ideen auf und man kann zu Recht sagen, dass Nebulo sein bis dato überzeugendstes Werk vorgelegt hat.