Narrenwind. Was für ein Name. Das polnische Duo, das dem Black Metall zugeordnet wird und gerade einmal ein Jahr alt ist brachte im September bereits das zweite Album an den Start und nun möchte ich den Herren Ævil und Klimørh auch ein paar Zeilen widmen... denn 'Ja, dago' ist eine ausgesprochen angenehme Angelegenheit.
Zunächst streichen wir aber das mit dem Black Metal. Keine Ahnung, ob Narrenwind bisher anders klangen, die zahlreichen anderen Projekte der beiden Herren sehen zum Teil deutlicher nach schwarzmetallischer Pandakunst aus, aber die mir vorliegenden 43 Minuten würde ich anderen Stilen zuordnen. Deutlich sind die psychedelischen Anleihen rockig-verstrahlter 70er, zwischen ruhig und Midtempo pendelnd und mit zum Teil wuchtigem Riffing, das mich eher an Viking Metal der Marke Bathory oder Falkenbach erinnert. Man spielt also durchaus in härteren aber eben nicht ganz harten Gefilden. Das Drumming ist stimmig eingesetzt, füllt den Raum ohne unnötig Härte zu generieren und sorgt eher für einen vorantreibenden, aber geordneten Raum, in dem sich die Melodien entfalten können, die größtenteils vom Riffing getragen werden und teilweise von den präsenten, aber nicht aufdringlichen Keys. 'Ja, dago' ist ein kaum greifbarer Bastard aus Rock, Metal, volkstümlichen Spielereien und einigem mehr. Die Vocals, allesamt in der Landessprache gehalten, klingen auch weitaus weniger extrem – ja, ab und an wird gefaucht, manchmal geflüstert, aber in den meisten Fällen eher rauh gebellt/gesprochen, ganz typisch für den Sound vieler osteuropäischer Bands.
Wenn ich die Musik plastisch beschreiben müsste, würde ich sagen, dass Leonard Rosenman, seines Zeichens Komponist des genialen Herr der Ringe Soundtrack des 70er Comicfilmes den zweiten Teil metallisch vertonen wollte. Hört euch mal diesen Filmscore-Klassiker an und im Anschluss zum Beispiel "Ja piastun" – frapierend, oder? Und mich freut es ausgesprochen, ist es doch einmal ein erfrischendes Erlebnis in der Flut ähnlich klingender Alben aus egal welchen Bereichen. Und erfreulicherweise auch kein schlechtes Erlebnis, denn die beiden Herren haben vielleicht keine leicht nachvollziehbaren Nackenbrecher geschaffen, aber ausgesprochen abwechslungsreiche und ungewöhnliche Stücke, wie zum Beispiel den zweiten Reinhörtipp "Tyrfing" - was für ein entspannt groovender Knaller. Ich bin mir nicht sicher, ob die Zielgruppe für solche Tonkunst eine besonders große ist, denn Narrenwind sind in vielerlei Hinsicht sperrig, aber sollte man die rockigen 70er mögen und es doch einen Tacken härter brauchen, dann ist vorliegendes Album eine kleine Schatzkiste.
Narrenwind
Ja, dago
24.09.2019
Pagan Records
https://paganrecords.bandcamp.com/album/ja-dago
1. Władza
2. Żądza czynów
3. Ja Piastun
4. Zagadka
5. Tyrfing
6. Ród Olbrzymów
7. Dolina Śmierci
8. Krew i ziemia