Kann passieren. Schön in die Falle getappt der feine Minne. Nachtmahr war für mich bisher kein Thema. Klar, ich wusste, dass dahinter der Typ vom L`Ame Immortelle steckt und dass es viel Bumms macht. Aber dann habe ich gelesen, dass „Mädchen in Uniform“ nach Oldschool-EBM klingt und beim Reinhören fand ich den Song auch ganz schick. Dann kam die CD, die Presseinfo und ich habe mich ein wenig in Sachen Nachtmahr auf deren Homepage informiert und versuche mich jetzt mal an einer objektiven Kritik. Aber der Reihe nach. Der Titeltrack ist ein solide gemachter Oldschool-Song, nicht brillant, aber absolut hörbar. Der Text ist, unterstelle ich mal, mit einem Augenzwinkern zu nehmen (die anderen Bands aus diesem Genre zitieren ja auch nicht Schiller) und fett ist der Sound. Dann kommt ein Faderhead-Remix, der auch so klingt, dabei aber die tanzbare Seite des Bearbeiters unterstreicht. Es folgt ein neues Instrumental namens „El Chupacabra“ und der Wiener covert seinen Landsmann Falco. Soweit so solide. Dann aber beginnt der wirklich schwierige Part dieser EP. Zwei Songs vom letzten Album „Alle Lust will Ewigkeit“ werden mehrfach neu interpretiert. Und das bedeutet Hellectro bis die Ohren bluten. Nehmen wir „Mörder“. Thomas Rainer beweist Geschmack mit den Samples aus dem Fritz Lang Klassiker „M“ und natürlich ist diese Musik in erster Linie für die Clubs gemacht. Weiß ich alles, aber es ist trotzdem so vorhersehbar, da hilft auch kein Remix von Feindflug. Und die Remixe von „Tanzdikator“ lassen mich einmal mehr darüber den Kopf schütteln, dass gerade in diesem Subgenre die Bands sich gegenseitig bearbeiten. Die ersten drei Remixe addieren meiner Meinung nach nichts Überraschendes zum Orginal und der Remix von Yade erinnert doch stark an Kirmestechno. Kein Vorwurf, jedem das Seine, aber definitiv nichts für mich. Ich gehe jetzt schon eine ganze Weile mit der Formulierung der Bewertung schwanger. Klammern wir die grundsätzliche Diskussion um optische und thematische Anleihen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs und die Freiheit der Kunst dieser Stelle aus. Aber diese „Ästhetik“ – in diesem Fall aus dem Führerbunker – habe ich einfach satt. Ich will das auch gar nicht mehr wie auch immer erklärt bekommen. Dazu diese Armbinden – verrückt. Keine Ahnung, vor wie vielen Jahren ich das erste Mal eine Electroband mit Armbinden gesehen habe. Was mich so stört ist das Gesamtpaket. Thomas Rainer kann ohne Frage mit seinen Maschinen umgehen und die Fotos sind gut gemacht, aber es wirkt alles so geplant. Was knallt im Club – aufgreifen, was provoziert, bzw. begeistert den Endzeitnachwuchs – einbauen. Musik ist Geschmacksache, dieses Drumherum verleidet mir aber leider auch die wenigen Lichtblicke der CD. Das Thema Uniform in Verbindung mit einem Wettbewerb der weiblichen Nachtmahr-Fans war doch zumindest mal keine schlechte Idee, warum belässt man es nicht dabei? Wenn diese EP nach den ersten vier Stück vorbei wäre, wären drei bis vier Punkte drin. Aber bei dreizehn Songs reicht das Gebotene dafür nicht aus. Die Presseinfo schließt mit „Weltmacht oder Niedergang“. Ist wahrscheinlich in Verbindung mit „A.E.I.O.U.“ witzig gemeint, aber wenn man mich fragt: Eher Niedergang.