Nach dem 2005er Debüt "Bock auf Aphorismen" teilt Daniel Baumann mit seiner Band Nachlader jetzt den Nachschlag aus und der heißt "Koma Baby Lebt!". Nach Label-Wechsel und Neubesetzung der Band mit Shokkaboy (Synth-Bass/Keys) und Marco Barotti (Schlagzeug) werden wieder deutsche Texte zu Elektropop mit NDW-Attitüde rezitiert. Mit Berliner Schnauze bekommt man unmittelbar am Anfang des Albums mitgeteilt, dass man gleich "Nahause" gehen kann, wenn man denkt, man kann es besser. Eigentlich gar kein schlechter Einstieg, dem Hörer mal ordentlich vor den Kopf zu stoßen. Das Problem ist nur, dass bei solchen Aussagen auch was dahinter sein muss, sonst wirkt es einfach nur lächerlich. Es ist von Anfang an klar, dass Nachlader nicht versuchen, einen Preis für ausgefeilte Kompositionen abzuräumen. Es geht vielmehr um Spaß und die richtige Ausgestaltung der Texte. Das geht auch voll in Ordnung. Mit der Musik kann man nach dem Herunterschrauben der Ansprüche auch leben, mit den Texten leider weniger. Das Wechseln zwischen ernst gemeinten, aber lustig verpackten Texten und absolut sinnfreiem Blödsinn mag beim ersten Hören noch ok sein, beim zweiten Mal nervt es schon. Das fängt gleich bei "Nahause" an und setzt sich über das gesamte Album fort. "Pommes und Disco" hat eine ernste Botschaft, ist aber durchsetzt mit Textzeilen wie "Es geht nicht immer nur Ernie, manchmal muss man auch Bert" oder "Es geht nicht immer nur Homer, manchmal muss man auch Marge". Die Aussage dieser durchaus ernst gemeinten Passagen geht durch ihre Protagonisten komplett unter, auch wenn die Wortspielereien geschickt gewählt sind. "Komm mit" und "Raus auf die Strasse" teilen noch einmal ordentlich gesellschaftskritisch aus, bevor es dann vom Niveau her bergab geht. Beide Songs sind die besten des Albums und enthalten Kritik, die sich mancher Hörer zu Herzen nehmen sollte. Das bereits im November als Single veröffentlichte "Soll/Haben" drechselt an angestaubten Wortspielereien, die man schnell nicht mehr erträgt. "Hasch" ist einfach nur platt, das rettet auch das Loriot-Sample nicht mehr. Songs wie "Trampolin" kommen nur als komplette Spaßpakete ohne jeglichen Sinn an, selbst wenn man hier noch einen Sinn hineininterpretieren könnte. "Milch und Eier" ist eine Art Mussolini-Persiflage, der es nicht wirklich bedurft hätte. Noch weniger notwendig ist der versteckte Bonussong im Karnevalsoutfit. Nein, danke. So bleibt der Gesamteindruck von "Koma Baby Lebt!" doch leider sehr enttäuschend. Da wäre viel viel mehr drin gewesen, aber so bleibt es eine Spaßplatte mit ein paar kritischen Aussagen ohne jede musikalische Relevanz.