Dem Herrn der Finsternis opferten Cold Spring bereits vor einigen Monaten ein erstes Lamm, als sie das Debut von MZ 412 wiederveröffentlichten. Doch taten sie damit so viel Schlechtes: Heerscharen von Menschen, noch voller Hoffnung und mit einer Chance auf dein Einzug ins Himmelsreich könnten den Pfad der Tugend verlassen, wenn Cold Spring noch mehr Versprechungen macht: Eine Neuauflage aller 5 Alben der schwedischen Elektrosatanisten, für wirklich hingebungsvolle Jünger sogar in einer edlen Box, die das Wohnzimmer zu einem Ort der dunklen Riten verwandeln kann. Alles neu produziert und damit noch gefährlicher in seiner Wirkung. Und natürlich findet sich auf jedem Album ein Batzen an Bonustracks, die Verfluchte bereits von EP etc kennen werden. Wendet euch ab, denn ich wurde gezwungen, dieses Teufelszeug zu rezensieren. Ich bin verdammt. Aber für euch besteht noch Hoffnung.

Am 06.06.06 tauchte mit "Infernal affairs" das bisher abschließende MZ 412 Album auf. Ein Werk, das über lange Jahre entstanden war, einerseits um den zu beschreitenden weiteren Weg gemeinsam zu finden, andererseits sicherlich auch, um dieses für das Projekt so passende Datum zu nutzen. Sechs lange Jahre mussten sich Freunde der düstersten Stunden elektronischer Musik gedulden um schließlich Erlösung oder Verdammung in neuen Gewandum zu vernehmen. Doch das Album brach mit dem bisherigen Konzept der Schweden.

Während die vier direkten Vorgänger (unter der Bezeichnung MZ 412) für sich Gesamtkunstwerke waren, bei denen die einzelnen Titel dem Ganzen untergeordnet waren wirkte "Infernal affairs" wie eine Werkschau, die das bisherige Schaffen in einem Album zusammenfassen will. Und so konnte der Hörer martialische und opulente Töne in beiden Teilen des Titeltracks hören (in Erinnerung an die "Nordik battle signs"). An "Burning down the temple of god" ermahnen Krachbrocken wie "Point of presence" oder "Unhealing wounds", die düster-schwere Stimmung in der zweiten Albumhälfe zeigt Parallelen zum Debut und viele Ambientpassagen oder -stücke wie die reine Beschwörung "Epilogh" bringen uns zurück zu "Domine rex infernum". Hinzu kam ein neuer Weg, den man so nie von MZ 412 erwartet hätte: die Melodie hielt durchaus klareren Einzug in die Strukturen und das fantastische "Lord, make me an instrument of your wrath" zeigt, dass diese neue Herangehensweise unglaubliche Trostlosigkeit und Schwere transportieren kann.

Das Album ist voll von starken Ideen, tollen Passagen und drückenden Programmierungen. Es hat alles, was man mit MZ 412 in Verbindung setzen könnte. Der Wehrmutstropfen dabei ist aber die Zerrissenheit auf Gesamtspielzeit. Zu viele Adressaten, zu viele unterschiedliche Stile führen dazu, dass der Hörer sich nicht hypnotisch auf eine Richtung einlassen kann (so wie auf den Alben bisher) sondern nun eben einzelne (wenn auch zum Teil sehr starke) Stücke hört. Wie der Hörer das nun für sich bewertet sei ihm überlassen. "Infernal affairs" bleibt trotz dieses Makels ein gutes Album mit einigen herausragenden Titeln. Sicherlich ist das Album ein würdiger Abschluss einer Schaffensphase dieses Projektes, bzw. das entgültige Ende.