Wer heute in der Rockmusik mit entsprechenden Outfits schocken, auf sich aufmerksam machen und sich von der Masse absetzen will, muß schon tief in die (mehr oder weniger geschmackvolle) Requisitenkiste greifen, um aufzufallen: Monster und Zombiekostüme (Lordi, Gwar) dürften dann als Auswahl wohl an erster Stelle stehen. Singende und spielende Plüsch-Pferdeköpfe sind jedoch ein Novum in der Rockmusik. Oder besser gesagt: waren, denn die fränkische Band „My New Zoo“ setzt genau auf diesen optischen Effekt. Wer jetzt allerdings einen ähnlichen musikalischen Einschlag wie die bekannten Shocker-Bands erwartet, wird schnell eines besseren belehrt: „My New Zoo“ findet sich in der Tradition des Wave/Rock-Stils der frühen 80er Jahre wieder oder wie die Band selbst von sich sagt: „Wir klingen, wie wenn Keith Richard Paul McCartney verprügelt“..... Das Album eröffnet mit dem Song „Kiss You“ und erstmal reibt man sich die Augen: early „U2“ meet „The Cure“? Klingt zumindest erstmal interessant und vielversprechend. Mit dem zweiten Song „Sometimes“ geht es dann endgültig in die „The Cure“-Richtung: treibende Beats, knackige prägnante Riffs, die ihre Punkroots nicht verleugnen können sowie ein Gesang, der frappierend nach dem „The Cure“-Mastermind Robert Smith klingt. „Mr. Officer“ setzt noch einen drauf: das Anfangsriff zitiert zuweilen „The Police“ (wie auch „Half A Man“) bis der Refrain eine weitere „The Cure“-Huldigung parat hält (incl. schwülstiger 80er Keyboard-Sound). Mit „Everything You Are“ hat die Band einen Hit am Start: ein wunderschöner relaxter Britpop-Song, den Oasis nie im Stande waren zu komponieren. Schön! Daß „My New Zoo“ sich nicht selbst zu Ernst nehmen, zeigt der Titeltrack „A.I.D.A.“: hier wird alles in einen Topf geworfen: Pop, Punk, Rock und gipfelt in einem absoluten Gaga-Refrain, der von den 80er Ikonen „Madness“ hätte kommen können. Das macht alles Spaß, gute Laune und kommt gut rüber. Schön, daß die Band es versteht zu variieren und auch eine etwas düstere Atmosphäre erzeugen kann, wie der Song „America“ eindrucksvoll beweist: der intensive, spannungsgeladene Aufbau der Strophe zieht einen in den Bann, bevor sich der Refrain in ein hartes Gitarrenriff hineinkatalputiert, um mit dem schönen, ruhigen, leicht treibenden Wave-Song „Silence“ die CD ausklingen zu lassen. Fazit: „My New Zoo“ zitieren herrlich unangestrengt die Genregrößen ohne als Plagiat abgestempelt werden zu müssen. Nix Keith Richard, nix Paul McCartney, dafür gaaaanz viel „The Cure“, etwas „The Police“, ein bißchen U2 und fertig ist das Pferdefutter. Innovatives kann man nicht erwarten, muß und will man auch nicht, die Musik macht einfach Spaß und spricht für sich. Es wird spannend zu sehen, wohin es die Band mit ihrem Nachfolgewerk verschlagen wird. Mit „A.I.D.A“ hat sie auf alle Fälle ihre erste, vielversprechende musikalische Reise angetreten.