Electric Tremor Dessau entwickelt sich ja inzwischen zu einem wahren Mekka für elektronischen Veröffentlichungen. Die nicht enden wollende Quelle bringt so manch gutes und durchschnittliches Musiksüppchen zum Vorschein, man hat das Label aber immer recht positiv im Hinterkopf, da hier zumindest mit viel Liebe zur Musik gearbeitet wird. Doch bisher gab es eben fast ausschließlich EBM aus Dessau zu vernehmen – und nun kommt Mr. Dupont, zuhause auch Christoph Lemke genannt. Dieser bediente bisher die Regler bei u.a. Zentrum der Arbeit und Kraftakt und zeigt nun auf „1435“, wie seiner Meinung nach eine Melange aus EBM und technoiden Neuzeitsounds klingen sollte. Also erst mal alles anders, als man es von einer Veröffentlichung des Labels erwartet, denn es rumst schon recht ordentlich auf dieser rein instrumentalen und unheimlich „sauber“ klingenden CD. Überraschend ist der Sound aber auch, wenn man das wunderschöne Digipack in die Hände bekommt – Dank des Schriftzuges und der Winterromantik erwartet man eher Ambient, ruhigen Wave und vor allem keinen kalten elektronischen Minimalismus. Aber genau das bekommt man zu hören – der Bass wummert zum Teil recht derbe und monoton („Alarm codes“, „Come with me“) durch die minimalistischen Arrangements ufern die Tracks aber nicht zu gewollt klingenden „Hits“ aus, sondern sorgen eher für eine gewisse Stimmung. Nicht ganz unschuldig ist da die ruhige, manchmal eben doch ambientartige Klangstruktur (z.B. in „Burn“) und die simple, schwer technoide Wiederholung von Sequenzen („Philter“). Es finden sich viele verweise auf unterschiedliche Spielarten elektronischer Musik (wie das schwer an 80er Soundtracks erinnernde „Guilty but free“ oder der typische Lounge-Sound, der eine gewisse Beliebigkeit mit sich bringt). Mr Dupont hat mit „1435“ durchaus das erreicht, was angestrebt war und wird mit seinem Sound sicherlich einige Fans gewinnen können. Ich werde aber nicht dazugehören, denn bei all der Spielerei mit elektronischen Versatzstücken der verschiedenen Richtungen fehlt mir doch einfach die spürbare Freude am Schaffen der Musik und der Grund, warum man die CD für mehr als für Hintergrundbeschallung im Barbereich hören sollte. Zu sehr rast alles an mir vorbei und schafft zum Teil eher genervte Reaktionen als Begeisterung.