Was war ich überrascht. Chef-Umbra-et-Imago Lustmolch Mozart kann nicht nur seinen Gespielinnen Kerzen dahin stecken, wo Kerzen nicht hingehören. Nein, er kann auch lesen. Und überraschenderweise liest er nicht so gerne Rosamunde Pilcher oder Kant – Onkel Mozart’s Märchenstunde befasst sich mit Herrn Villon und seinen „Lasterhaften Balladen“. Na dann Prost. Kurz vor dem WGT 2009 erschien nun also dieses Werk, in der limitierten „WGT Version“ sogar mit einer DVD zu den Aufnahmesessions. Und zu hören sind verschiedene Stücke des Villon, die zum Teil den meisten Hörern bekannt vorkommen sollten (denn „ich bin so wild nach deinem Erdbeermund“). Im Hintergrund hört man oft nichts, manchmal zurückhaltendes Schlagzeugspiel vom Umbra-Trommler Migge Schwarz und ganz selten (wie bei der ersten Lesung) Synthiebegleitung. Im Kern bleibt es aber der Versuch einer Lesung, mit der Herr Mozart auch durchs Land tingelt. Und hier findet sich auch der Kritikpunkt, an dem sich die Geister gewiß scheiden werden. Denn auch wer Villon kennt muss denoch Mozart’s Art zu lesen mögen. Denn sind die Orginaltexte auch amüsant und schön, diese Stimme und vor allem die Betonung einzelner Wörter sind schon sehr eigen (und ich drücke mich dabei sehr ressourcenorientiert aus). An manchen Stellen hat man wirklich das Gefühl, dass hier eine Person liest, die die wunderbare Welt der Wörter gerade erst entdeckt hat. Oder Onkel Mozart hat die Texte zum ersten Mal in der Hand gehabt und wild drauflosgelesen. Zum Beispiel sollte man wissen, dass man nicht inmitten des Satzes mit der Endsilbe eines Wortes betonungstechnisch nach oben geht, wenn es ohne Satzzeichen weitergeht und nur eine kurze Pause aufgrund des Taktes nötig ist. Denn damit endet der Satz und geht dann doch weiter. An anderen Stellen ist die Betonung so ausdrucklos und fad, dass mir die Socken einschlafen. Dann wird Onkel Mozart aber plötzlich wach und beginnt, die Texte fast schon auszuschreien, obwohl es inhaltlich gar nicht so sehr abgeht. Wenn man in der Szene bleiben will, dann klingt es leider wirklich so, als ob Mozart klingen will wie Herr Henke oder Bruno Kramm, aber Lichtjahre davon entfernt ist. Da steckt Eifer und bestimmt auch Lesefreude dahinter, aber manches ist einfach so falsch betont, dass es wehtut. Wenn man Villon noch nicht kennt und beinharter Mozart oder Umbra Fan ist, dann kann man sich das ja fast überlegen – denn Villon hatte wirklich nette Texte hervorgebracht und die Auswahl ist auf der CD gelungen. Aber jeder Freund von spannend gelesenen Hörbüchern oder Menschen, die bei suboptimalem Betonen immer Gesichtszuckungen bekommen, sollten Abstand halten. Bei Umbra ist immerhin die Musik im Hintergrund laut genug, als dass man solche Fehler nicht auf Anhieb bemerkt, aber hier hört man Mozart eben glasklar.