Als ich Motor das letzte Mal live gesehen habe, spielten sie als Support von Nitzer Ebb fast länger als der Hauptact und das zurecht, denn die Herren verbinden Vieles, was elektronische Musik ausmacht und landen damit bei einem Style der nur schwer in Worte zu fassen ist. Vielleicht liegt es auch daran, dass man einfach den völlig ausgelutschten Begriff ‚Electro Clash’ auf dem Promo-Info als ‚File Under’ verwendet, denn Kategorisierung scheint den Herren Black und Grasset sowieso komplett egal zu sein. Viel mehr liegt der Fokus darauf das musikalische Farbspektrum der elektronischen Musik in vielen Ausprägungen zu bemühen und namhafte Gäste in die so entstehenden musikalischen Landschaften zu integrieren. Mit ‚Messed Up’ eröffnet ein Titel das Album, der einen Egoexpress Beat mit DAF-Störgeräuschen und Blackstrobe-Vocals verbindet. Ganz anders folgt ‚Hyperlust’ und lässt die S-Express Tage mit ca. 20 BPM weniger als damals aber der gleichen soulig-verdrehten Billie Ray Martin minimalistisch nach 2012 wandern. ‚Man Made Machine’ trägt das Album vor allem bei den Fans, denn zugegebenermaßen hat man Martin Gore als Zugpferd für die neue Veröffentlichung auserkoren. Und er singt sogar mal wieder, wie er dies bspw. bereits bei Client verprobt hat. Den bereits vielfach ausgesprochene Vergleich mit ‚Personal Jesus’ muss sich ‚Man Made Machine’ gefallen lassen, denn nicht nur der Beat sondern auch die Sounds weisen deutliche Parallelen auf. Als Grundstimmung zieht sich eine kühle Grazie mit brachial angehauchten Computerrhythmen durch das Album. Dann wieder stampft ‚Control’ im 6/8-Takt durch den Club wie das bereits 16Bit beim Sound of Frankfurt in den Achtzigern vorgemacht hat. Warum man Gary Numan bemüht hat, wenn der nur im Vocoder-Brei untergeht, bleibt ein kleines Rätsel, auch wenn der Midtempo-Song selbst nicht schlecht ist. Auch ein vrschrobenes Instrumental darf mit ‚Automne’ nicht fehlen und so quietscht und fiepst es zwischen den Piano-only Parts fast klassisch anmutend und zugleich neuzeitlich offenherzig. Von der Intonation her zu erkennen hat Doug McCarthy den nächsten Gast-Auftritt, wenngleich die Stimme gepitched zu sein scheint und ‚The Knife’ nicht der stärkste Song des Albums ist. Echten Electro-Clash findet man dann endlich in ‚Hello’ bei dem Reni Lane eine Atmosphäre zwischen Marsheaux und Client aufbaut. Die stärkste Bassline bringt ‚Between the Night’ als letzter Song ins Rennen und beschließt so ein genau richtig terminiertes, 41 Minuten langes Werk, das sicherlich in vielen Jahrescharts auftauchen wird. Motor bringen mit ihrem mittlerweile vierten regulären Album ein potentes, beatlastiges Tanzmonster in die Clubs und Wohnzimmer der Republik und schaffen es nicht zuletzt auch durch die interessante Unterstützung der Gastsänger die Herzen der Community erneut zu bewegen, wenn das auch eher durch Pulserhöhung als durch Schmachteffekt passiert…