Das Duo Minusheart hat sich 2007 zusammengefunden und Ende 2009 das erste Album veröffentlicht, welches zumindest hier nicht besonders gut ankam. Jetzt folgt mit dem auf 1000 Stück limitierten "Healed" ein Remix-Album, auf dem alle Lieder des Debuts (mit Ausnahme des "Untitled"-Tracks") nochmal neu arrangiert wurden. Wenn man wie ich schon nach einmaligem Durchhören des Originals u.a. den Gesang aufgrund seiner dreisten Eintönigkeit, den defizitären Englischkompetenzen (evtl. Klasse mit Carsten Jacek geteilt?) und der kontextbedingten Unangemessenheit in Bezug auf Atmosphäre, Stimmung, Emotion nicht mehr ertragen kann, ist jeder Remix ein Hoffnungsschimmer am Horizont. Und das LineUp der Knopfdreher kann sich durchaus sehen lassen, denn wie schon auf dem Debut tauchen einige relativ bekannte Namen auf, z.B. Daniel Myer's Destroid, Alter Der Ruine, Accessory (Dirk Steyer zeigt sich hier, wie beim Vorgänger, wieder für das Mastering verantwortlich) oder auch ReAdjust. Das Album wird in 2 thematische Hälften aufgeteilt, und zwar "Hospitalisation" (Tracks 01-10) und "Disinfection" (Tracks 11-17). Der Sinn dahinter bleibt meinem minderbemittelten Verstand jedoch versperrt, denn die verwendeten Stücke sind jeweils in beiden Teilen vorhanden und auch stilistisch kann ich sie nicht eindeutig differenzieren. Das funktioniert dafür umso besser bei den einzelnen Remixes, die ein ansehnliches Spektrum an Interpretationsmöglichkeiten abdecken und damit "Healed" ein relativ hohes Maß an Heterogenität verleihen, nur eingegrenzt durch die allgemeine Affinität zu EBM und Industrial bzw. deren verschiedene Erscheinungsformen (von hart und gemein bis friedlich und freundlich). Weiterhin sind alle Stücke mehr oder weniger genuine Neuinterpretationen, d.h. sie sind durchgehend relativ weit entfernt vom Original (primäres Wiedererkennungsmerkmal sind die Vocals). Das ist der Qualität der Platte sehr zuträglich, sie schneidet dadurch wesentlich besser ab als "Disease" (welches ich keinem zahlenden Kunden zumuten würde). Besonders die Remixes von Destroid, Chrom, Contaminant, Alter Der Ruine und Silitra möchte ich an dieser Stelle hervorheben. Beispielsweise gelingt es Myer, das für Destroid typische Sounddesign umzusetzen, sodass man es auch in dem Stück wiedererkennt, und zwar eher als das originäre Material von Minusheart. Contaminant liefern wohl den härtesten Remix und wechseln zwischen Rhythmic Noise-Passagen und sanftem weiblichen Gesang mit Gitarren-Riff. Alter Der Ruine liefern eine verspielte Electro-Variante ab, die ,wie zuvor bei Destroid, ihre eigene Signatur deutlich erkennen lässt, und Silitra überraschen mit angenehmem Klavierspiel und chilligem Rhythmus. Je weniger Vocals vom Original übernommen wurden und je grösser die Entfernung von der Vorlage, desto besser wirken die Neuinterpretationen auch. Nichtsdestotrotz sind manche Remixes fad, eintönig, repetitiv, erschreckend unoriginell und klingen wie dem Preset-Baukasten entsprungen, was den Gesamteindruck (trotz einzelner Glanzleistungen) leider stark herunterzieht. In Anbetracht dessen, dass qualitativ besseres Material von manchem Künstler/Label unter Creative Commons-Lizenz vertrieben wird (und wenn auch nur zur Promotion), halte ich es für fragwürdig, für ein Album wie "Disease" Geld zu verlangen. Insofern sollte man eher zu diesem Remix-Album greifen (solang es noch verfügbar ist), welches in jedem Hinblick dem Original gegenüber überlegen ist.