Hier kommt das nächste große Ding im Underground-Bereich – wenn man den Szene-Magazinen glauben darf. Berichte, Features und Benennungen zum 'Newcomer-Act des Augenblicks' so weit das Auge reicht. Zu Recht zieht das Gesamtkunstwerk Mind.In.A.Box die Aufmerksamkeit auf sich, denn hier bieten sich bereits etablierte musikalische Ideen verschiedenster Couleur geschickt verschmolzen dar, die sich - sogar nach mehrmaligem Hören - nicht einmal in eine Schublade packen lassen. Was wünscht sich der Hörer mehr! Das Cover erinnert von der Stimmung und den Grundelementen an ein computerisiertes Werk Gigers (ihr wisst schon, Schöpfer des "Alien") und gibt so bereits eine gute Idee, was man denn so musikalisch zu erwarten hat. Bei einem Besuch der Website des Projekts vertieft sich dieser Eindruck. Die logische Fortführung der visuellen Umsetzung folgt direkt in den Texten, die sich fast schon philosophisch mit Themen wie innerer Einsamkeit und den mentalen Grenzen, die man sich teilweise selbst steckt, beschäftigen. Aber kommen wir zum schwierigen Teil: die Beschreibung der Musik! Wie bereits angedeutet, entzieht sie sich einer generelle Einordnung, so dass zunächst ein paar Adjektive herhalten müssen: Hypnotisch - düster - fließend - weich und hart zugleich - episch - virtuell - rein elektronisch. Stellen wir dazu noch die Substantive Synthetik und Paranoia in den Raum, ergibt sich ein erster Eindruck. Andere Künstler zum Vergleich heranziehen zu wollen, wäre verlorene Zeit, finden sich doch zu viele verschiedene Reminiszenzen. Sicherlich kann gesagt werden, dass sich eine melancholisch bis düstere Grundstimmung durch die 12 Tracks von "Lost Alone" zieht - "I feel sad, so left alone, words are not enough, for me to live on". Die melodisch hellsten, und für mich auch die genialsten Momente, findet man in "Change", "Take My Soul" oder dem sich in sechseinhalb Minuten dynamisch steigernden "You Will See". Die eher beklemmenden Augenblicke hingegen kann man unter anderem in "Questions" oder "Waiting" durchleben. Auch stimmlich lassen sich Mind.In.A.Box nicht festlegen. Von bedrohlich klingenden Gothic-Ansätzen bis hin zu den Grenzen des Pop bietet Stev, der Macher der CD, die verschiedensten Nuancen. Digitalisierte und verfremdete Frauenstimmen bilden eine weitere Facette. Die dichten Soundgebilde von "Lost Alone" werden bestimmt dieses Jahr in so manchem Player auf "Heavy Rotation" laufen und dem Hörer auch beim x-ten Durchlauf neue Details eröffnen. Wertung: Vielschichtige, runde Produktion mit interessanten synthetischen Strukturen. Fünf Sterne.