Füttert man eine bekannte Suchmaschine mit dem Begriff „Midnight Resistance“ findet man zweierlei: Zum einen die Elektropop-Band aus Nordrhein-Westfalen, deren Debutalbum „Remote“ an dieser Stelle rezensiert werden soll, zum anderen ein altes Computerspiel, das seinerzeit über die Bildschirme des C64 bzw. seines Nachfolgers Amiga flimmerte. Ob genanntes Spielchen tatsächlich für die Namensgebung des Ein-Mann Projekts Pate stand, kann ich nicht sagen, Fakt ist jedenfalls, daß auch der vorliegende musikalische Output starke Erinnerungen an die Dekade des legendären Commodore weckt, was in diesem Falle keineswegs negativ zu verstehen ist. Ganz im Gegenteil, selten bekommt man in Zeiten, in denen sich viel zu viele mehr oder weniger begabte Hobbybastler am Electro-Genre versuchen, einen so ausgereiften Einstand auf den Tisch. Seien es energetische, oftmals mit Gitarren aufgelockerte Midtempo-Stücke, wie „Second Skin“ oder „Cold Reading“, die niemals in stumpfes 4-to-the-floor abdriften, oder die melancholische, gänzlich unkitschige Ballade „House Of Cards“, das Songwriting und die Produktion sind über die ganze Albumlänge stimmig und erzeugen so eine Synthiepop-Perle nach der anderen. Dabei sind zwar, wie gesagt, Anleihen an die 80er deutlich vernehmbar und wahrscheinlich auch beabsichtigt, doch wirken die Tracks in keinster Weise kopiert, sondern bestechen durch ihren modernen, melodiösen Feinschliff, der sofort ins Ohr geht. Was der Scheibe aber letztendlich den unverkennbaren Stempel aufdrückt, ist die ausdrucksstarke Gesangsstimme des einzigen Bandmitglieds Nicolay Frank, der u.a. bei ReActivate erste Erfahrungen sammeln konnte, dann jedoch eigene Wege beschritt, um „Remote“ in Eigenregie zu produzieren, lediglich unterstützt von Keyboarder Greg (u.a. Reaper und Modulate) und Gitarrist Gorden. Da sollte es doch mit dem Teufel zugehen, wenn ein dermaßen talentierter Musiker, der nun einen Plattenvertrag beim amerikanischen Label A Different Drum im Rücken hat, nicht mit dem verdienten Erfolg gesegnet sein sollte. Zu wünschen wäre es ihm allemal, daß Freunde der synthetisch erzeugten Popmusik die CD nicht nur „aus der Ferne“ (nichts anderes nämlich bedeutet „Remote“) betrachten werden. Anmerkung: Die Homepage www.midnight-resistance.de befindet sich derzeit noch im Aufbau, aber es lohnt sicher, später mal vorbeizuschauen...