Eins vorneweg – auch ich fand „Augen Auf“ vor einigen Jahren unerträglich und sah den Sprung der ehemaligen Underground-Lieblinge in den Mainstream mit gemischten Gefühlen. Doch bevor wir uns in „Ausverkauf-Rufen wiederfinden, sollten wir uns doch mal die Mühe machen, das neue Album „Monster“ genauer unter die Lupe zu nehmen. Gleich der Opener „Beim ersten Mal tut’s immer weh“ ist einer dieser typischen Oomph!-Krachern, die auf dem schnellsten Weg ins Ohr und ins Radio flutschen. Doch zu meiner Überraschung kann es sich auch langfristig festsetzen. Ein mitreißender Refrain, der von den krönenden Abschlusszeilen „Warum willst du mich nicht mehr?“ (wird live für bebende Hallen sorgen!!!) noch getoppt wird, lässt den Stempel „Hit“ aus dem Schreibtischfach holen. Diesen können wir gleich draußen lassen, denn „Labyrinth“ knüpft nahtlos an und duelliert sich, was das Hitpotential angeht, gnadenlos mit dem Opener. Und so geht es munter weiter.

Auf die eher mäßige Halbballade „6 Fuß tiefer“ folgt mit „Wer schön sein will muss leiden“ das Highlight von „Monster“. Textlich bezieht man sich auf den immer schlimmer werdenden Schönheitswahn – verpackt in eine wunderbare Rotkäppchen-Rhetorik: „Warum hast du so schlanke Beine...Großmutter, Großmutter – warum bist du noch so jung?“ Musikalisch ziehen die weiblichen Backvocals einen in ihren Bann und bescheren den Braunschweigern einen wahren Übersong – einfach großartig. Vieles gibt es zu entdecken. Lieder aus Sicht eines Foetus („Lass mich raus“) - mit provokanten Zeilen wie „Spreiz die Beine Mutter!“ - wechseln sich mit Warnungen über den sorglosen Umgang mit dem HIV-Virus („In deinen Hüften“) ab. Das alles in einem fetten Sound gekleidet. Zu meckern gibt es eigentlich nix Einzig „Revolution“ sticht ein wenig heraus. Das es sich musikalisch an den Anfangstagen orientiert, wird zwar alte Fans freuen, doch über Sinn und Verstand eines unverhohlenen Aufruf zur Gewalt („Wenn sie taub sind, dann lass sie spüren!“), muss man eigentlich gar nicht diskutieren.

Oomph! haben auf „Monster“ alles richtig gemacht. Mit ultraeingängigen Songs und provokanten Texten werden sie die Jugendzimmer der Nation mächtig beschallen und für den einen oder anderen kleinen Skandal sorgen. Einen ähnlichen Erfolg wie die beiden Vorgängeralben „Wahrheit oder Pflicht“ und „GlaubeLiebeTod“ sei Dero und Co. mit diesem Werk nur zu wünschen. Ein wahres „Monster“ - Glückwunsch!