Neulich beim Welle:Erdball Konzert… So beginnt eine kleine Frühlingsromanze, denn ich begegnete ihr in der Pause. Ich hörte sie und war verzaubert. Sie hatte etwas, man merkte ihr an, dass sie nicht perfekt war, aber dass man eine schöne Zeit mit ihr verbringen kann. Und sie wurde präsentiert von drei Herren, die mehr Spielfreude als perfekt inszenierte Öffentlichkeitsarbeit zeigten. Die Rede ist von der Musik von Melted Moon – mithilfe der Soundmodule des Gameboys produzierte 8-bit Musik.

Da ich keinerlei Ahnung von der technischen Seite habe (und weiß, dass das gerade in dieser Szene sehr wichtig ist) will ich eher über die Kompositionen schreiben, die die drei lustigen Gesellen, die mit einem Heidenspaß auf der Bühne auf ihren Konsolen herumdrückten, auf ihrem Debut ‚Meltdown‘ präsentieren. Fachleute dürfen mich gerne berichtigen, wenn sie heraushören, dass hier nicht nur der Game Boy verwendet wurde oder gar mal 16bit oder höhere Zahlen im Spiel waren – ich merke nur: die Sounds dudeln schön, wie damals auf meinem kleinen japanischen Freudenspender. Eine gute halbe Stunde Musik aus einer vermeintlich anderen Zeit klickert und dudelt aus den Boxen.

Nebenbei das Booklet verschlingend (das aus den Erlebnisberichten der drei sympathischen Deutschen besteht, wie sie zu dieser Musik und zu Melted Moon kamen) genieße ich überraschend vielschichtige und spannend gestaltete Songs, die mich auf Albumlänge fesseln können. Bis auf wenige Spachsamples (Ich höre zumindest Street Fighter heraus) geht es auf ‚Meltdown‘ rein instrumental zu. Man verbindet Beats und Melodien mit bekannten Effektgeräuschen aus diversen Spielen. Typische Geräusche eines Klempners, das Drehen der Steine aus dem berühmtesten Titel oder andere Sounds fügen sich in die Lieder ein oder bilden sogar die eigentliche Melodie – das macht beim Lauschen einen Heidenspaß und ich ziehe meinen Hut vor der sauberen Einarbeitung, denn der Fokus ist nicht auf Erinnerung gerichtet, sondern auf die Musik.

Tanzbare und bassorientierte Elektronik, sauber ineinander greifende Spuren und beschwingte Melodien auf Albumlänge schützen ‚Meltdown‘ davor, zur musikalischen Eintagsfliege zu verkommen, sondern beweisen, dass die drei Herren nicht nur die Technik beherrschen sondern auch sauber musizieren können. Anspieltipps? Eigentlich alles, insbesondere gefallen mit aber „klikklak“, „Bad parallels“ und „Northbridge“. Ich wünsche Melted Moon viel Erfolg und würde mich freuen, wenn man sich mal wieder begegnet – sei es als Überraschung auf einem Konzert oder (noch besser) in Form eines weiteren Albums. ‚Meltdown‘ sollte von jedem Minimal-, Low-Fi- oder Spielesoundtrack-Fan zumindest angetestet werden. Käuflich zu erwerben ist das Produkt dann über emmo.biz records.