MDM aus Kanada entstanden Ende der 90er als Zweimannprojekt, schnell wuchs die Modern Digital Militia aber zu einer richtigen Band an um Liveauftritte bestreiten zu können. Zwei selbstproduzierte Scheiben hat man bereits veröffentlicht, ein Soundtrackbeitrag für „Matrix Reloaded“ und Liveauftritte mit KMFDM oder Front Line Assembly machen sich auch gut auf der Visitenkarte und nun wollen sie mit „Modern Digital Militia“ unser Industrial Rock/Metal Herz erobern. Auf was hat man sich einzustellen ? Genau, harte Gitarren, mit einem ordentlichen Schuss Beat/Key Unterlegung und politische Statements, die ins Mikro gebrüllt werden. Und eines gleich vorweg : wer sich für die Musik von Ministry, KMFDM oder Front Line Assembly erwärmen kann, der darf sich auf MDM durchaus freuen. Dabei ist es nicht so, dass die Band das Rad neu erfindet und uns eine nie dagewesene Mischung präsentieren. Vielmehr gibt es eine knallharte Portion Nostalgie mit Bezug auf neueste Umtriebe von Bush und Co. zu hören. Was dabei aber eben doch sehr gefällt ist die Tatsache, dass MDM zu keinem Zeitpunkt nervig oder anbiedernd wirken, sondern einfach genau das zu machen scheinen, was sie mögen. Die Vocals sind in jedem Fall sehr gelungen, denn sie sind schön rauh, passen zum Inhalt der Texte und versuchen gar nicht etwas besonderes zu sein (kein Mary Manson Gesang). Sie sind einfach ein Teil der Band und gliedern sich in die Musik ein. Die Texte selber gehen in Ordnung, dass ich selbst nicht unbedingt der grösste Fan von solch Plakativen „Amerika macht es falsch“ und „So sollte es nicht sein“ Parolen bin tut nichts zur Sache, denn lieber eine Band, die sich mit Politik konsequent (und nicht nur aus verkaufsfördernder Pflicht) beschäftigt und zum (mit)denken auffordert, als irgendwelche gestellten Texte über Liebe, Qualen oder oder neueste Foltertricks. Sehr angenehm ist auch, dass MDM es weitestgehend vermeiden, auf einen BumBum-Bass zu verzichten. Da immer häufiger hinter Industrial Metal E-Gitarren mit Dauerbassunterlegung steckt und die Bands meinen, dass man nur mit Bässen Härte erzeugen kann, ist es eine Wohltat MDM zu lauschen – die elektronischen Elemente sind zwar immer und allgegenwärtig, stören aber zu keinem Zeitpunkt. Dass „Modern Digital Militia“ dann aber doch nicht der ganz grosse Wurf geworden ist liegt an zwei Dingen : einerseits zeigen sich an einigen Stellen Schwächen in der Produktion, was gerade bei einer solchen Musik zu vermeiden wäre. Hier wäre etwas mehr Druck und Tranzparenz nötig gewesen. Vor allem steht aber der Reihe an guten Songs („Das ist Krieg (American Reich)“, „Demander & thief“, „Silence & pressure“ ) auch einige Lieder gegenüber, die nicht wirklich gelungen sind („Collapse“, „Freedom ?“ und drei nicht wirklich nötige Remixe). Das Skinny Puppy Cover „Smothered Hope“ versucht zwar, das bekannte Thema des Liedes mit fetten Gitarren nachzuspielen, aber aufgrund der Tatsache, daß gerade dieser Song von der elektronischen Instrumentierung und dem einmaligen Organ von Nivek Ogre lebt ist das MDM Cover gerade einmal nett. So ist das Album zwar eine gelungene Abwechslung für alle Freunde dieser Musikrichtung und der oben genannten Bands, zum ganz grossen Kino fehlt es aber noch in Sachen Songwriting, um über die ganze Albumlänge zu gefallen.