Erstaunlich dass der Mann mit den tausend Kontaktlinsen die Zeit gefunden hat ein neues Album zu komponieren und aufzunehmen - haben sich doch die Schlagzeilen um Marilyn Manson im letzten Jahr hauptsächlich auf seine Trennung von Dita van Teese konzentriert und wer jetzt die Kosmetika und die Katzen bekommt. Die Hunde wollte übrigens keiner so richtig… Vier Jahre nach ‚Golden Age of Grotesque’ erreicht den Hörer mit ‚Eat Me, Drink Me’ ein Album, dass das Enfant Terrible mit künstlerischem Kern von seiner weicheren Seite zeigt, zumindest weicher als noch beim letzten Album. Bestes Beispiel dafür ist die erste Single ‚Heart Shaped Glasses’, die wirklich poppig gleichzeitig aber düster klingt und zumindest in Nuancen an Bowie zu ‚Ashes to Ashes’ Zeiten erinnert. Überhaupt spielt sich fast alles im Midtempo-Bereich ab, einen richtig knallenden Song a la ‚Beautiful People’ sucht man vergebens. Jeder Song scheint eine echte Struktur zu haben, sägende Gitarren und rausgerotzten Gesang gibt es fast gar nicht. Wenn man das neue Werk überhaupt vergleichen kann, dann vielleicht mit ‚Mechanical Animals’; allerdings eher mit einer Prise Goth statt Glam. ‚Mechanical Animals’ ist das Album, welches aus dem heimischen Plattenschrank des Rezensenten (das bin ich) nicht wegzudenken ist… Deshalb: Persönlich gefällt mir ‚Eat Me Drink Me’, objektiv ist’s wahrscheinlich vielen zu weit am Mainstream. Subjektive Highlights des Albums sind der Opener ‚If I was Your Vampire’ oder auch das mit interessanten Takt balladesk unterlegte ‚Just A Car Crash Away’, welches auch Martin Gore von der Instrumentierung her gefallen müsste. Sehr rockig im klassischen Sinne ist die geplante nächste Single ‚Putting Holes in Happiness’, bei der sogar ein lupenreines Gitarrensolo das Zwischenspiel gestaltet. Für diejenigen, die Manson im früheren Sinne hören wollen sei ‚ Mutilation is the most sincere form of Flattery’ sowie ‚You and me and the Devil makes 3’ erwähnt. Was sich Herr Manson beim Bonus-Remix, dem ‚Inhuman Remix’ von ‚Heart Shaped Glasses’ gedacht hat, kann man nur spekulieren. Billigster Techno-Trash, der die Trommelfelle schmerzhaft angreift und nirgendwo hinführt. Dann lieber wie zu früheren Zeiten Mixes von ‚Motor’ oder ‚Jam and Spoon’ (Gott hab sie selig!). Die konnten wenigstens was! Komplett überflüssig – das. Wenn schon die Musik diesmal gemäßigt ausgefallen ist macht Manson wenigstens wie gewohnt durch ein Video zur ersten Single von sich reden welches Sex Drugs and Rock’n’Roll im wahrsten Sinne des Wortes plakativ darstellt. Generell kann ‚Eat Me Drink Me’ wohl diejenigen überzeugen, die nicht ganz so krachig unterwegs sind und trotzdem die abgedrehten Eskapaden Herrn Mansons lieb gewonnen haben. Es ist ein recht gutes Album geworden, aber eigentlich kein richtiges Marilyn Manson Album. Im Alter wird man halt automatisch ruhiger und zahmer…