Madeleine Le Roy ist als Sängerin und Model (z.B. für ihre Kalenderserie "Madeleine Le Roy et ses amies") sowie als Domina keine Unbekannte in der hiesigen Gothic-, BDSM- und Fetischszene. Mit tatkräftiger Unterstützung von Mozart und Lutz Demmler von Umbra Et Imago und Dracul, sowie u.a. Oliver Satyr von Faun hat Madeleine Le Roy jetzt ihr akustisches Solodebüt "Chateau Noir" veröffentlicht - eine Hommage an die Granden der BDSM-Literatur und an die Lust an sich. "Das Bildnis der Venus" entführt den Hörer mit Soundcollagen - elektronische und natürliche Klänge vermischt - in andere Sphären, bevor nach mehr als sieben Minuten gesprochene Worte sich in das Bewusstsein drängen um ihn dann mit eben diesen Klängen und seinen Gedanken wieder allein zu lassen. Dieses wiederholt sich in "Der Ring der O", das nahtlos ineinander übergeht. Fast wähnt man sich in einem verwunschenen Wald, beruhigend und beunruhigend zugleich, wozu der Text sein Übriges beiträgt. In Verbindung mit den Klängen entfalten die Worte nahezu ein Eigenleben. 

Teilweise klingen einige Klänge des "Ring der O" jedoch etwas arg kühl und digital - sehr schade, gerade weil das Album sonst sehr professionell produziert wirkt. Die Texte sind auf jeden Fall sehr sinnlich arrangiert. Sehr erotisch ohne dabei plump zu sein oder ins Gewöhnliche abzurutschen. "Das Schloss des Marquis de Sade" kommt in einem ganz anderen Gewand daher - sehr klassisch anmutend hat man das Gefühl an einer sündigen Veranstaltung für zwei auf eben jenem Schloss teilzunehmen - sozusagen mittendrin zu sein und als akustischer Voyeur dem ausschweifenden Treiben beizuwohnen. Im Gegensatz zu dem sehr organisch-natürlichen Soundgewand der beiden ersten Tracks eine ganz andere Stimmung. Auch der Text erzeugt ganz andere Emotionen - zu denen das sinfonische Ende des Stücks noch einen eindrucksvollen Kontrapunkt setzt. "Session 1" kommt in wieder anderem, sehr elektronischem Gewand daher, mit einer fast beschwingten Leichtigkeit, sich stetig steigernd und gefühlsmässig aus der Vergangenheit die Brücke in die Jetztzeit schlagend. Gleichzeitig leitet "Session 1" zum Cover von Kate Bushs "Wuthering Heights" über, dem ich trotz der zweifellos guten Stimmen jedoch das Original vorziehen würde. Hier hätte man sicher mehr draus machen können. 

Auf dem regulären Release befinden sich noch "Session 1" im Dracul Remix sowie der Videoclip zu "Wuthering Heights" Mit Auszügen aus den Werken Sacher-Masochs, des Marquis de Sade und Dominique Aury hat Madeleine Le Roy Klassiker der BDSM-Literatur gewählt und präsentiert diese und eigene Texte in einem ganz besonderen akustischen Gewand, halb Hörbuch, halb Soundtrack. Atmospärisch dichte Klanglandschaften lassen den Hörer in eine andere, für einige sicher fremdartige aber doch sehr sinnlich-erotische Welt eintauchen. 

Sicherlich nichts für Zartbesaitete, für Interessierte aber mal etwas Neues und durchaus erotisch, sinnlich, anregend. Die verschiedenen Sprecher schaffen es sehr gut zusammen mit der Musik eine ganz eigene und besondere Stimmung zu erzeugen. Ein im Großen und Ganzen gelungenes Experiment.