Wenn mir bei den ersten zwei Liedern eines neuen Album die Socken einschlafen und ich mich über das ärgere, über was ich da wieder schreiben darf, dann ist das schon mal ein schlechter Einstand. So erging es mir aber mit „Semen roris“, dem zweiten Album von LVCVS. Folk, der sich aus orientalischen und europäischen Einflüssen zusammensetzt. Nur authentische Instrumente werden eingesetzt, nur männlicher und weiblicher Operngesang ist zu hören und es geht sehr ruhig zur Sache. Das muss alles nicht schlecht sein. Was aber leider komplett vergessen wird, ist der Schmale Grad zwischen der Faszination des Langsamen und Anstrengenden und purer Langeweile. Man wünscht sich jeden Ton irgendwann herbei, bedeutet dieser doch auch ein kleines Stück in Richtung Ende des Liedes (oder Leides?). Natürlich kann nun unterstellt werden, dass ich einfach nicht der richtige Mann für ein solches Album bin. Aber bisher hatte ich immer gefallen gefunden am Ruhigen, Behäbigen und für viele bereits schreiend Langweiligen. Aber während es Projekte wie Bohren & der Club of Gore eine Atmosphäre aufbauen, die den Hörer im Kreislauf den langsamen Wahnsinns fängt, fühle ich mich beim Hören von „Semen roris“ wie auf einem orientalischen Markt voller sedierter Spielleute, die verzweifelt versuchen, beim Spielen nicht einzuschlafen. Wenige Lieder wie (ansatzweise) „Fabella”, „Nox hederta“ oder “Lux per hedera” wecken zwar die Gemeinschaft aus Hörern und Musikern, doch bei den anderen Liedern bin ich wirklich erstaunt, dass ich nach erst 3 Minuten Spielzeit sicher bin, dass bereits 10 vergangen sind.... Und weil die einzelnen Titel auch noch vom Element der Wiederholung leben wird es wirklich schwer, wach zu bleiben. Operation gelungen, Patient schläft. LVCVS könnten eventuell die ganz ruhigen Gemüter erfreuen, denn sowohl Instrumentierung als auch Gesang sind wirklich gut. Doch was sie da musikalisch vortragen ist eben nicht frei von Makeln und der Kreis der Menschen, denen das Album gefallen wird, wird dementsprechend übersichtlich sein.