Nach einem gelungenen Konzert in Dortmund, bei dem mich Nadeah Miranda, eine der Stimmen von Nouvelle Vague, selbst in Reihe fünf des Konzerthauses persönlich ‚betanzt’ hat, bleibt mir gar nichts anderes übrig als bekennender Fan der Franzosen-Combo zu sein. Album drei setzt exakt da an, wo die beiden ersten Werke aufgehört haben, umso verblüffender ist es, dass man auf die neuen Veröffentlichungen wartet, als ob Bahnbrechendes vor der Tür stünde. Nach dem Ausflug in die Pop-Ecke unter dem Pseudonym ‚Hollywood Mon Amour’, der für mich persönlich von der Lied-Auswahl nur bedingt Sinn gemacht hat, besinnt man sich auf ‚3’ der guten alten New Wave Klassiker und dem was damit noch rechts und links in Verbindung zu bringen ist. Sofortiger Favourit ist ‚God save the Queen’. Dass dieser Song einmal von Sid Vicious und den Sex Pistols als Punk Hymne konzipiert und der Fangemeinde verabreicht wurde, wagt man gar nicht mehr zu glauben, wenn Melanie Pain nur von der akustischen Gitarre begleitet Unbeschwertheit pur versprüht. Gesanglich groß im fast schon klassischen Verve-Jazz-Gewand präsentiert Sophie Delila zwei Songs die zu den weiteren Höhepunkten gehören: Talk Talks ‚Such a Shame’ und ‚Say Hello Wave Goodby’ von Soft Cell. Wenn auch nach dem gleichen Schema wie die beiden anderen Alben aufgebaut präsentiert ‚3’ eine Neuigkeit. Das erste Mal ging man auf die Original-Musiker zu und bat um Unterstützung bei der gesanglichen Umsetzung der neuen Versionen. Dreimal ist man fündig geworden und so dürfen die Chanteusen zusammen mit Barry Adamson, Ian McCulloch und Martin Gore zusammen auf’s Band. ‚Master and Servant’ grooved dabei mit der Maultrommel angereichert vor sich hin, Melanie Pain bringt eine vollkommene Betonung der Lyrics mit ein und Martin Gore unterstützt aus dem Off, wie er dies bereits 1984 für Dave Gahan getan hat. Als echtes verträumtes Duett wird der Echo and the Bunnymen Klassiker ‚All My Colours’ aufbereitet und ‚Parade’ der nicht ganz so breit bekannten Band ‚Magazine’ lebt auch von der leicht verruchten Western-Romantik und der direkten Kooperation von Nadeah Miranda und Barry Adamson. Damit wäre ‚Parade’ schon fast ein Kandidat für eine ruhige Szene im nächsten Tarantino Film, genauso wie das Slide-Guitar unterlegte ‚Road to Nowhere’. SKA as SKA can be folgt auf die Hand mit ‚Ca Plane Pour Moi’. Herrlich, wenn auch eher jenseits des bisherigen Nouvelle Vaue Universums. Ein Titel, vor dem ich persönlich etwas Angst hatte, als ich ihn auf der Trackliste entdeckte, war The Police’s ‚So Lonely’. Umso mehr freut es mich, dass auch hier ganze Arbeit geleistet wurde, indem man eine fast minimalistische, psychedelische Nummer daraus gemacht hat, die über vier Minuten fragil im Äther zu schweben scheint. Insgesamt wirkt die Platte lebendiger und facettenreicher als die Vorgänger, man traut sich einfach mehr. Das gefällt und erscheint strategisch wertvoll, wenn man noch länger mit Neuinterpretationen das Pop-Geschäft aufrollen will. Auch sind die Originale diesmal weniger im New Romantics Bereich zu suchen, sondern eher dort, wo man in den Achtzigern bereits Musik fand, die man wenig später unter dem Titel Indiependent wieder fand. Wenn auch three die magic numger ist kann man sich jetzt schon auf four vorfreuen.