Furchterregend starrt das feuerumkränzte Auge Saurons vom Cover. Songtitel wie „Somewhere In The Middle Earth (Gollum’s Song)“ oder „The Riders Of Rohan“ und nicht zuletzt ein Name, der in der „schwarzen Sprache“ den Großen Turm von Mordor bezeichnet, lassen keinen Zweifel - in seinem zweiten Longplayer „Songs From Forgotten Lands“ hat sich Lugburz, das Projekt des spanischen Tausendsassas Sathorys Elenorth (auch: Narsilion, Der Blaue Reiter, Endless Asylum) der berühmten Ring-Trilogie J.R.R. Tolkiens angenommen... ... und sich einer beachtlichen Herausforderung gestellt, kommt einem bei dabei natürlich sofort der bombastische Soundtrack Howard Shores aus der Verfilmung in den Sinn. Aber das hieße Elben mit Hobbits vergleichen, denn ein Wettstreit mit genannter Filmmusik ist offensichtlich vom Künstler gar nicht beabsichtigt. Statt dessen geht dieser das Ganze auf seine eigene Art an und wer z.B. die letzte Veröffentlichung von Der blaue Reiter kennt, weiß, was ich meine. Dunkle Neoklassik, pointiert eingesetzte Stimmen, oftmals mehr rezitierend als singend, und ein Hauch von Ambient und Military, das sind bei Elenorth die Marken, die einen anderen, nicht weniger dramatischen Weg nach Mordor weisen. Die Reise beginnt bei dem Wesen Gollum, das sich mit seinem typischen Ächzen, begleitet von einer kleinen, kecken Melodie vorstellt, bevor in „The Return Of The Dark Ages“ die Winde des dunklen Zeitalters mit bedrohlichem Chorgesang und Paukenschlägen heraufziehen. Die friedliche Welt des Auenlands („The Shire“), über dessen grünes Gras man getragen von gestrichenen und gezupften Saitenklängen schreitet, wird alsbald vom Krieg verwüstet. Unter Hörnerschall und Trommelschlägen ziehen die Orks in „Morgul's Night“ böse flüsternd den „Riders Of Rohan“ entgegen, welche sich dem tapfer mit Trompeten und einem flotten Marschlied entgegenstellen. Es wird viel gekämpft, doch auch für besinnliche Momente ist Platz. Ruhe finden die Gefährten an den auf- und abschwellenden Harfenläufen der „Waters Of Nimrodel“, zu denen eine getragene Weise erklingt, während das abschließende „Tears For A New Beginning“ der Liebe mit einem romantischen Duett, dessen weiblicher Part von Arwen selbst gesungen sein könnte, huldigt. Sathorys Elenorth, oder in diesem Falle Lugburz, hat es mit „Songs From Forgotten Lands“ wieder einmal geschafft, das Kopfkino allein durch akustische Hilfsmittel in Gang zu setzen. Trotzdem hätte es der musikalisch absolut überzeugenden Scheibe vielleicht gut getan, die Thematik nicht nur auf die Saga um die Ringe der Macht zu beschränken, denn mit seinen deutlichen Folk-Einschlägen würde sich das Werk ebenfalls als Untermalung einer ganz anderen, historischen Szenerie eignen, die womöglich noch in der Phantasie manch eines Hörers schlummert...