Zugegeben, insgeheim schiele ich des Öfteren auf die offizielle Lamb Homepage, ob sich Andy Berlow und Lou Rhodes nach ihren Konzerten im letzten Jahr nicht doch mal wieder zu einem gemeinsamen Album entschlossen haben. Ganz so unwahrscheinlich ist das nicht, denn wenn ‚One Good Thing’ auch ein reines Lou Rhodes Album ist, hat die kleine Britin zumindest in Barlows Studio das erste Mal nach sechs Jahren einige der Aufnahmen gemeinsam mit ihrem ehemaligen musikalischen Partner eingespielt; die Produktion übernahm sie dann jedoch wieder selber. Bereits das dritte Mal offenbart sich Lou Rhodes ihren Fans in einer Art und Weise, die persönlich, fast schon intim wirkt. Während der Vorgänger ‚Im Bloom’ noch stark mit Beats arbeitete, öffnet sich ‚One Good Thing’ nun rein gitarren- und streicherbegeleitet noch eine ganze Nummer zerbrechlicher, ähnlich zu den minimalistischen Auftritten der letzten Tour, bei der Lou mit Gitarre auf einem Barhocker auf großen Strecken alleine das Publikum bewegte. Dies ist ein bewusster Schritt: Gesang und Gitarre wurden jeweils in einem Take aufgenommen um die Live-Atmosphäre passend auch auf dem Tonträger abzubilden. Die Streicher rücken diesmal oft in den Vordergrund, Elektronik hat auch auf der neuen Platte nichts zu suchen. Und so sehr sich die aktuellen Songs vom Stil her vom Lamb Output wie ‚Gold’, ‚Gabriel’ oder ‚Gorecki’ unterscheidet, eine große Gemeinsamkeit weisen sie auf: die Intensität, mit der sie den Hörer einfangen und bei ihm ein Gefühl der Ergriffenheit erzeugen. Wenn man genau hinhört erkennt man sogar, dass die Songstrukturen an sich nur wenig anders sind und man sich durchaus ein Remix-Album vorstellen könnte, das den Kreis schließt. Solche Gedanken werden Lou Rhodes jedoch nur bedingt willkommen sein, denn sie ist eindeutig in einer Phase (gefangen?), die rein akustisch geprägt ist. Und wer sich in das zentrale Element dabei verliebt hat – und das ist zweifelsfrei der charakteristische und betörende Gesang – freut sich über genau das, was hier in meinen Händen liegt: ‚One Good Thing’; auch wenn sich zu den letzten Alben nur wenig Weiterentwicklung erkennen läßt. Ob das Dargebotene ausreicht ein drittes Album zu rechtfertigen, das sich vom Charakter her nur mäßig von seinen beiden Vorgängeralben unterscheidet, das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden.