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Lotus Thief - Gramarye
Kalifornien – der Bundesstaat an der Westküste der nach diesem Wahlkampf nicht mehr ganz so United States of America lässt bei seiner Nennung häufig an Sonne, Strände, Stars, Hollywood oder gar den Governator denken. Und an entspanntere Musik à la Red Hot Chilli Peppers. Dann ist da noch die San Fransisco Bay Area und der Thrash Metal aber düstere Post Metal Walzen erwarte eigentlich aus anderen Landstrichen. Doch ebenfalls aus der Stadt mit der roten Brücke stammt das relativ junge Projekt Lotus Thief, das 2014 als Seitenprojekt der Band Botanist entstand und sich zum Ziel gesetzt hat, „durch [… die] Lieder das Wissen zu preisen und uralte Schriften und Künste zu illustrieren“ . Als Duo näherte man sich auf dem Debüt Rervm dem Werk des römischen Dichters Lukrez an. Nun, unter neuem Label und zum Quartett angewachsen, befasst man sich mit der Welt des Glaubens – passend dazu bedeutet der Albumtitel Gramarye (mittelenglische Abwandlung eines mittelfranzösischen Wortes) sowohl Sprachlehre als auch Zauberbuch. Eine ungewöhnlich intensive und fast schon wissenschaftliche Quellenarbeit leistet die Band, wenn es um die Texte geht, alle fünf Songs haben jeweils ein Werk zum Inhalt und das genaue Studium der Texte und ihre musikalische Umsetzung könnte man auch gut in einer Bibliothek zelebrieren (dann bitte mit Kopfhörern). Musikalisch sind Lotus Thief nicht minder anspruchsvoll und nur sehr schwer zu beschreiben. Post Rock dient auch nur als Fundament, doomige Einsprengsel, Prog Einflüsse, Folk Rock Elemente, viele ruhige Passagen, dezenter Keyboardeinsatz und seltene Härte verschrecken den ein oder anderen Hörer sicherlich mit einer verkopften, unnahbaren Attitüde. Der sanfte Frauengesang klingt toll, das selten eingesetzte Fauchen ist mehr ein Flüstern und erhöht die Dramatik, kurz: die Vocals bleiben unaufdringlich und genausowenig greifbar wie die Musik – in vielen Elementen erinnert mich dieses Schaffen zwar nicht klanglich aber in der Zielsetzung an Tool, deren Musik ja auch nicht durch Eskapaden der Musiker beeinflusst werden sollte. Lotus Thief sind intensiv, herausfordernd aber vor allem eine Bereicherung für all jene Freunde rockiger Klänge, die mehr wollen als bloßes Konsumieren. Deswegen rate ich auch dringend ab, „mal schnell reinzuhören“ - weder kann man der Musik gerecht werden, noch ihren Wert auf die Schnelle erkennen. Es fällt mir sehr schwer, eine Meinung zu diesem Album zu entwickeln. Musikalisch ehrlicherweise so gar nicht meine Richtung erkenne und respektiere ich die Qualitäten der Musiker, die intensive Arbeit an Klang und Inhalt, das tolle optische Konzept. Ich bin mir sicher, dass Lotus Thief ihrer Zielgruppe wahre Wonnen für lange Herbst- und Winterabende bescheren werden und sich Gramarye wie eine Chimäre mit jedem Durchlauf immer wieder neu präsentieren wird. Deswegen eine unbedingte Empfehlung, sich an diesem Album zu versuchen – mit einer Wertung kann ich aber fast nur falsch liegen.
Rroyce - Karoshi
Rroyce liefern durchgängig hochprofessionellen Electro-Wave mit Ohrwurmgarantie
Foretaste - Space Echoes
Tolle Programmierung trifft auf zu unauffällige Melodien und zu netten Gesang.