Sofort werden sie wach – Erinnerungen an Joy Division. An ihren Sound, der ein ganzes Genre prägen sollte, an Songs, die sich für immer als düsteres Kulturgut einer vergangenen Zeit ins Gedächtnis eingebrannt haben. Ein bisschen klingen Lotus Feed wie Joy Divison, und ein bisschen mehr noch transportieren sie den Spirit jener Tage, als der Post Punk geboren wurde. Lotus Feed machen Musik, die klingt, als käme sie geradewegs aus dem Jahr '79 oder ein bisschen später. Dabei existiert die Band aus Köln „erst“ seit 1995 – und präsentiert mit „A Different Place“ jetzt ihr erstes Album, nach zahlreichen Live-Konzerten und dem ersten WGT-Auftritt in diesem Jahr. Gut Ding will eben Weile haben, denn anders lassen sich die 15 Jahre, die u.a. von etlichen Besetzungswechseln geprägt waren, vermutlich kaum erklären. „A Different Place“ ist nun die Essenz, das Destillat dieses langen, unermüdlichen Schaffens und Kreierens. Eines, das mächtig Eindruck hinterlässt. Das einen fast schon zweifeln lässt, ob man wirklich ein Album aus dem Hier und Jetzt in den Händen hält. Ein druckvoller Bass, eine charakteristische Flanger-Gitarre, straightes Schlagwerk und Alexander Landsbergs bemerkenswerte Stimme, deren bedrückende Intensität noch lange im Ohr nachhallt – mehr brauchen Lotus Feed nicht, um die Zeitmaschine anzukurbeln. Ihre explosive Mischung aus kühlem New Wave, düsterem Post Punk und leichten Gothic-Rock-Anleihen wird auf Anhieb die Herzen all jener schneller schlagen lassen, die mit Bands wie den Chameleons oder den Psychedelic Furs, natürlich Joy Division, alten Cure oder Bauhaus die schönste Zeit ihres Lebens verbinden. Jeder der zehn Titel verströmt pure Energie, schwelgt ganz ohne Kitsch in düsteren Emotionen und dreht das Rad geradewegs nochmals auf Anfang. Hier versucht jedoch niemand einen langweiligen Abklatsch oder gar alles in einen Topf zu werfen und was Neues daraus zu rühren, nein. Lotus Feed spielen ihren Sound, wie er ihnen längst in Fleisch und Blut übergegangen ist und dabei ein eigenes Gesicht bekommen hat. Nach dem wunderbaren, episch-melancholischen Abschluss „End of time“, wünscht man sich, dass die seit Track 1 prickelnde Gänsehaut nie mehr verschwinden möge. Ein großartiges Album, das für einen langen Nachhall sorgt und dem große Wellen mehr als vergönnt sind. „A Different Place“ hat das Zeug zu einem echten Klassiker.