Lord Vicar, 2007 in Finnland gegründet und mit Ex-Mitgliedern der in der Doom Metal Szene illustren Namen Reverend Bizarre und St. Vitus in der Besetzung holen ganz langsam und druckvoll zum vierten Schlag aus. 'The Black Powder' ist dabei ein überraschend starkes Album geworden, dass mein Kennenlernen mit der Band mehr als erfreulich gestaltete.

Doom ist Doom ist Doom und Lord Vicar ist ein ganz deutlich schwer rückwärtsgewandtes Projekt, wenn es um ihren Sound geht. Ich fühle mich an frühe Candlemass erinnert, nein, es sind ganz stark die frühen Alben von Black Sabbath, die soundtechnisch Vorbildfunktion hatten für die 70 Minuten wunderbaren Doomreigen. Bereits der 17minütige Opener "Sulfur, charcoal and salpeter" zeigt, dass die vier Jungs nicht um jeden Preis die Geschwindigkeit drosseln und eine zäh-drückende Gitarrenwand aufbauen müssen, nein, es muss auch ordentlich grooven und zum Songende dürfen auch sanfte Akustikparts zum träumen anregen. Ganz wunderbar, doch es geht trotz anders verheißenden Titels qualitativ weiter aufwärts: "Descent" wartet nicht nur mit einigen düster-walzenartigen Riffs auf, sondern auch mit einem tollen Refrain, der durch den Gesang von Chritus perfekt transportiert wird. Insgesamt gefällt mir auch dieser Teil Lord Vicars, denn Chritus versucht nicht, besonders aufzufallen, erinnert mich an eine stimmige Mischung aus Touch the spider und Fu Manchu aus der Stoner Ecke und gefällt mit einer unaufgeregten Ehrlichkeit in der Stimme. Auch "World encircled" und "Levitation" müssen sich nicht verstecken, besonders letzteres ist mit einsetzender Strophe eine Verbeugung vor den musikalischen Urvätern des Genres aus Birmingham. Bei "The temple in the bedrock" geht es dann auch in einigen Parts mit der Geschwindigkeit hoch - es ist ein Fest. Ja sogar die sanfte Akustik Nummer "Nightmares" trifft mein Herz, obwohl ich hunderte solcher Nummern gehört und eigentlich auch überhört habe, punktgenau. Kurz: bis auf "Black lines" und "A second chance", die beide nur gut sind ist dieses Album gefüllt mit starkem Material. Eine fantastische Ausbeute auf Albumlänge.

Am erfreulichsten ist für mich, dass Lord Vicar trotz ihrer traditionellen Spielart und einer nicht existenten Innovation ungemein frisch und mitreißend spielen. Fast so, als ob das Genre nicht bereits seit einem halben Jahrhundert von unterschiedlichsten Vertretern in allen Ecken ausgelotet wurde. 'The Black Powder' ist eine Bereicherung für jede Doom Sammlung und kann auch ein guter Einstieg sein für alle Neuerkunder des Genres - kein Überalbum, aber ein verdammt starkes Werk.