Jeder, der das Schaffen von Lingouf verfolgt, weiß, dass man sich bei jedem Release auf etwas komplett Neues und Anderes einstellen muß. So auch beim neusten Output Illumina-TV. Im Gegensatz zum Vorgänger Terre de Pierres wird bei Illumina-TV nahezu gänzlich auf zerbrechliche und experimentelle Sounds für den Kopf verzichtet und vielmehr auf den gesamten Rest des Körper gezielt. Es scheint, als ob Lingouf, ganz dem Titel des Albums gleich, durch sämtliche Kanäle seines Fernsehapparates gezappt hätte und das dort Gesehene und Erlebte musikalisch verarbeitet hat. Zuerst wurde gemächlich von einem Kanal zum anderen geschaltet um eventuell doch bei einem Programm stehenzubleiben, aber als nichts passendes zu finden war, wurde immer schneller umgeschaltet, immer haltloser gezappt, die realisierten Programmfetzen immer kürzer, immer unmittelbarer und schneller verarbeitet, immer absurder wurde das so vermittelte Programm und genau das hat Lingouf auf Illumina-TV gebannt. Die anfänglich komplexen Sound- und Beatstrukturen mit eingewobenen Samples, steigern sich im Laufe der Zeit bis hin zu extrem schnellen und tanzbaren Beats, die immer mit hin- und mitreissenden Melodien gepaart sind, wie sie nur Lingouf zaubern kann. Sollte man Illumina-TV tatsächlich mit dem Beschriebenen, also TV-Inhalten, beschreiben wollen, dann käme eigentlich nur ein vollkommen überdrehter, sehr farbenfroher Zeichentrickfilm in Frage, zum dem dieses Album aber auch zu 100% als Soundtrack passt. Trotz Tanzflächenkompatibilität und Hau-Drauf-Momenten besticht Illumina-TV durch die doch Lingouf-typische Experimentierfreudigkeit und Abwechslung. Das Wichtigste und Schönste überhaupt ist aber, dass man Lingouf den Spaß am Musikmachen abnimmt und bei jedem Track erneut heraushören kann. Illumina-TV ist ein irrwitziger Trip durch´s elektronische Märchenland und wenn ein DJ offen für Neues ist, dann wird der ein oder andere Track auch bestimmt mal zum Einsatz kommen.