„I Wish you could feel as I feel“, wünscht sich Thorsten Nell, Initiator, Songwriter, Sänger und „was weiß ich sonst noch alles“ des Solo-Projekts Life on Mars zum Ende des letzten Tracks „Candy Pop Sadness“. In primärer Intention sollte damit bestimmt nicht der anonyme Zuhörer an den Lautsprechern angesprochen werden, doch würde es nicht verwundern, wenn genau dieser spätestens bei den letzten Takten dieses emotionalen Stückes zu einem neuen Fan der lebensbejahenden Marssonde avancierte.

Zuallererst dürften langjährige Begleiter des musikalischen Schaffens von Thorsten bereits beim Blick auf die Tracklist das eine oder andere Tränchen verdrücken. Satte 11 Songs umfasst die Scheibe, so dass die synthetischen Fanfaren getrost das Stichwort „Album“ in die weite Welt hinaus musizieren. Wer hätte das erwartet? Ende der neunziger Jahre noch mit Rêve Synthétique unterwegs, gründete der umtriebige Westfale kurze Zeit später „Life on Mars“, welches - verstärkt durch Reactivate-Keyboarder Marc, vor allem live als Vorgruppe von DE/Vision für Furore sorgte und mit schmissigen Hymnen irgendwo im Future-Pop Umfeld angesiedelt, den einen oder anderen Sampler bereicherte. „The Ocean stands still…“ oder „Suicide of your mind control“ blieben viele Jahre im Ohr hängen und man hatte die Hoffnung schon aufgegeben, dass da noch etwas nachkommen würde. Aber das gute Ding, das Weile haben möchte, liegt nun im CD-Player und verströmt gleich mit den ersten Melodiebögen das gewohnte Life on Mars-Feeling.

„Cold Case“ wurde vorab als Single veröffentlicht und vereint viele Facetten des differenzierten Soundbildes: interessante Akkordwechsel, treibende Refrains und inhärente Spannungsbögen, die sich im Verlauf einzelner Lieder steigern und auch im dritten Durchlauf noch neue Aspekte zutage fördern. Das gelingt mal weniger gut, wie im etwas sperrigen „Nothing“, mal locker-fluffig, wie im verspielten „My Thoughts“ und mal schlichtweg genial, wie beim heimlichen Hit der Platte, „Emotional Sickness“. Über die Anordnung der Tracks vermag der geneigte Hörer geteilter Meinung sein, schließlich finden sich die stärkeren Beiträge im hinteren Teil wieder. Neben „Emotional Sickness“ verströmt „Snowflakes“ eine mystische, tatsächlich winterliche Stimmung, die beim eingangs erwähnten „Candy Pop Sadness“ in vorsichtiges Tauwetter umschlägt. Hier legt Thorsten nochmal alle Energie ins Songwriting und auch die Lyrics erreichen qualitativ Endlevelformat.

Hervorzuheben ist bei aller Eingängigkeit der synthetischen Popkunst vor allem der Faktor Abwechslung. Monotone Drumloops und simpel programmiertes Beatgewitter, das jeden Anflug spannender Melodien bereits im Keim erstickt, sind auf „Candy Pop Monsters“ nicht zu vernehmen. Vielen Dank dafür und ein Riesenlob für den hörbaren Aufwand, der in der Produktion und Feinabstimmung jedes einzelnen Song steckt.

Eine lebenswerte Zukunft auf dem Mars ist mit Genuss dieser CD noch nicht möglich, aber manchmal hilft auch ein wenig Erdverbundenheit, um sich an Dingen zu erfreuen, dessen Existenz man schon zu leugnen begann: Entspannten, bescheidenen Synthiepop mit 80er Reminiszenzen, modernen Ideen, vielen Emotionen und erstaunlicher Ohrwurmdichte. „I Wish You Could Feel As I Feel“ - das Mitfühlen und Mithören lohnt sich. Versprochen!

Tracklist:

1. Cold Case
2. What You Deserve
3. My Thoughts
4. Forward/Rewind
5. Take Me Back Home
6. The Reflector
7. A Place Called Here
8. Nothing
9. Emotional Sickness
10. Snowflakes
11. Candy Pop Sadness