Härter, viel härter als alles Vorherige, sollte das neue Letzte Instanz Album werden. Nach dem akustischen "Das weisse Lied" und der folgenden Akustik-Tour sollte es in die andere Richtung gehen. Das ist gut so - denn obwohl sich die neue Konstellation schon bewehrt hat, geht man doch Gefahr sich auf den Lorbeeren auszuruhen und es sich im eigenen Konzept bequem zu machen. Damit brechen die Instanzler nun erbarmungslos. Natürlich gibt es auf "Schuldig" jetzt kein Metal-Feuerwerk, doch die Härteschraube wurde etwas angezogen. Als Paradebeispiel würde ich auf "Feuer" verweißen, dass sich jedoch zu stark an den Potsdamer Kollegen von Subway To Sally orientiert, aber am Ende gehörig die Metalkeule rausholt - so ein Geschredder hat man bei der Instanz noch nie gehört. Doch muss ich sagen, dass hinter der fetten Fassade, nicht ganz so viel Substanz steckt. Das Intro ist überflüssig und der Opener "Engel" zu hektisch. Erst mit der starken Single "Flucht ins Glück" wird es richtig gut. Einer der besten Songs der Instanz-Diskografie - geht sofort ins Ohr und in die Beine. Jedoch bleiben die beiden folgenden "Eisherz" und "Traumlos" wieder beim Durchschnitt. Mit Anstieg des Härtegrades bleiben wohl die Melodien auf der Strecke. Das dem nicht zwangsläufig so sein muss, zeigt "Dein Licht". Das zweite echte Highlight auf "Schuldig" ist wieder melodiöser und zeigt, wo die Stärken der Band liegen. Bei 14 Songs sind zwangsläufig einige Füller dabei und so dauert es auch bis zu "Mein Leben" bis es wieder eingängig wird. "Der Garten" kann ebenfalls fett punkten (schönes Duett mit Aylin Aslim), vor allem die toll platzierten Geigen umschmeicheln die Ohren. Obwohl mich dieses Album durchweg gut unterhält und zeitweise überrascht (ein schickes Gitarren-Solo bei "Finsternis"), bleiben neben der geringen Hitdichte noch einige andere Kritikpunkte. So bin ich vom Gesang Hollys doch enttäuscht. Er bleibt fast durchgängig in der gleichen Tonlage, was auf Dauer ganz schön monoton daherkommt. Außerdem fällt die hochgepriesene Produktion negativ auf. Zwar hat man mit Henning Verlage (Unheilig) einen fähigen Mann angeheuert, aber warum klingt jede x-beliebige Mötley Crüe CD aus den 80er frischer und knackiger? Hoffentlich liegt dies nur an der Promo-Edition. So kann ich nicht in die Euphorie der Konkurrenz verfallen. Zwei herausragende Songs sind mir einfach zu wenig. Zwar ist die Qualität über die gesamten 50 Minuten hoch, doch ein paar mehr Ausreißer hätten es sein können. Härter ist nicht automatisch besser (sagt ein Metaller!!!) - das gilt auch für die Letzte Instanz.