Mit Les Discrets zweitem Werk halten Prophecy Productions den Ball gelungener Post (Black) Metal Alben weiterhin am Rollen. Knapp 2 Jahre nach dem Debut „Septembre et ses dernières pensées“ erscheint das nach einem Werk des französischen Komponisten Claude Debussy benannte „Ariettes oubliées“. Horchen wir doch einmal rein, ob die 40 Minuten Traumzauber mit dem letzten und zu Recht umjubelten Alcest Album mithalten können. Denn ein Vergleich mit Alcest muss sich Maler, Filmer und Musiker Fursy Teyssiers gefallen lassen: Beide Freunde erarbeiteten sich ihren Stil wohl innerhalb der Amesoeurs, teilen sich Tourbus, Line-Up und mit Winterhalter auch im Studio einen gemeinsamen Drummer. Beide sind bei Prophecy untergekommen und machen sogenannten Post Black Metal. Im Gegensatz zum bisherigen Treiben von Neige (Alcest) konnte mich das Debut von Les Discrets nicht so ganz überzeugen. „Ariettes oubliées“ zeigt aber eine deutliche Entwicklung. Das Album wirkt wie ein Gesamtkunstwerk, die Zeit verfliegt beim Hören. Die Unterschiede zu Alcest lassen sich wie folgt festmachen (wobei anzumerken ist, dass wir uns immer im engen Rahmen dieses Musikstils befinden und Unterschiede sich erst beim intensiven Genuss herauskristallisieren): Instrumental gehen Les Discrets wesentlich direkter zu Werke, fast schon rockig. Black Metal Attacken beschränken sich auf selten schnelles Drumming, Keifgesang gibt es gar keinen zu hören. Und denoch wirken Lex Discrets auf „Ariettes oubliées“ härter, da bei Alcest alle Ausbrüche und Härte unter diesem wundervollen atmosphärischen Schleier gedämpft werden. Les Discrests erinnern dahingegen eher an Anathema oder andere Vertreter klarerer Gangart. „Ariettes oubliées“ weiß auch nach etlichen Hördurchläufen zu gefallen – einer grundsätzlichen Empfehlung steht also fast nichts im Wege. Wäre da nicht die Tatsache, dass es Alcest gibt. Denn bei all der Verbesserung im Gegensatz zum Debut und all den gefälligen Melodien schaffen es doch nur wenige Riffs, wie das Hauptthema in „Le mouvement perpétual“, wirklich zu begeistern. Der größte Teil des Gebotenen ist einfach „nur“ gut und läuft damit Gefahr, beliebig zu wirken. Und Les Discrets müssen sich weitere Abzüge in der B-Note gefallen lassen: Obwohl ein und die selbe Person schien Winterhalter mehr Lust auf „Les Voyages de l'Âme" zu haben. Auf „Ariettes oubliées“ wirkt das Drumming häufig etwas eintönig. Und im direkten Vergleich empfinde ich persönlich Neige's Stimme (wenn er klar singt) auf den Alben als schöner. Macht also summa sumarum ein schönes Album, dass aber vor allem für all diejenigen interessant sein sollte, die Alcest lieben und gute Ergänzungen benötigen. Neulinge in der Branche halten sich erst einmal an das derzeitige Zugpferd der Szene. Ps: Besucht in jedem Fall einmal die nett gestaltete Homepage (inklusive Videos) um zu sehen, wie sympathisch Musiker wirken können, die gestandene Black Metaller auf Konzerte treiben.