Wer hinter dem Bandnamen Leidensweg und dem Albumtitel „Dead Man's World“ nur depressive „Todesmucke“ vermutet, liegt falsch, denn die Veröffentlichung des deutschen Trios beginnt nach dem atmosphärischen „Intro“ ziemlich lebendig. Bereits die Nr. 2 „Awful Desire“ läßt mit schnellen, ausgeklügelten Rhytmen das Tanzbein mächtig zucken. Überhaupt finden sich auf „Dead Man's World“ einige durchaus clubtaugliche Synthiepop-Kracher, wie z.B. ???Meaning oder „Surrender Eternity“, die sich in die Gehörgänge fressen und zum Mitsingen einladen (ja, ich geb's zu, ich gehöre zur Spezies der Auto-Mitsinger...). Darauf läßt sich Leidensweg jedoch nicht reduzieren. Mit „Remembrance“ oder „Soul Shards“ beweisen die Jungs, daß sie auch die ruhigen Töne beherrschen. Während ersterer Track durch romantische Klaviermelodien besticht, überrascht zweiterer mit rhytmischer, minimalistischer Synthesizer-Begleitung. Bei beiden Songs kommt die ausdrucksvolle Stimme von Sänger Frank Rössel besonders gut zur Geltung, die bei den unterschiedlich gearteten Songs des Albums den roten Faden bildet. Einzige kleine Kritik hier, die gefühlsbetonten, aber angenehm unkitschigen (englischen) Texte könnten besser verständlich sein. Mein persönlicher Favorit auf der CD ist die ungewöhnliche Version des Volksliedes „Scarborough Fair“. Nach einem kratzigen Sample von einer alten Schallplatte kommt der Synthesizer so gekonnt zum Einsatz, daß die romantische Melodie, getragen durch den Gesang, modernisiert, jedoch nicht zerstört wird. Leidensweg haben mit „Dead Man's World“ eine ausgesprochen abwechslungsreiche Veröffentlichung produziert, die sich zwar in die Synthiepop-Sparte einordnen läßt, die aber durch viele liebevolle Details positiv auffällt. Einzig am Mastering könnte noch ein bißchen gefeilt werden.