Es ist eine Weile her, dass ich hier eine Kritik schrieb – es lag nicht an einem Mangel an mehr oder weniger spannenden Veröffentlichungen, das Leben holte mich eher mal wieder ein. So ist das mit Hobbies und wenn ich jetzt so auf die angesammelten Promos blicke, dann muss ich auch sagen, dass diese mir die Rückkehr nicht wirklich erleichterten. Kaum eine Scheibe, die mich wirklich ergriff, viele, bei denen mir die Worte fehlen, weil sie einfach wenig in mir bewegen.

Doch den Anfang sollen die Herren von Laster machen, denn das Trio aus dem gar nicht so fernen Utrecht schaffen etwas, das mir eher selten widerfährt: Sie spielen eine Version eines geliebten Genres, die mir in den allermeisten Fällen so gar nicht schmeckt und schaffen es dennoch, meine Aufmerksamkeit zu erhaschen. Laster machen aus Black Metal eher so eine Prog Angelegenheit, sie schwingen sich durch zahlreiche Stimmungs-, Melodie und Geschwindigkeitswechsel innerhalb ihrer einzelnen Songs, lassen sich Zeit für unbequeme Momente und wollen sich gar nicht mit Extremen oder Eingängigkeit anbiedern. Es wirkt ganz oft so, als ob eine Jazz Kapelle ihre Interpretation von Black Metal vorstellen und daraus ein entspanntes Chaos machen, dass schrill und verquer ist und doch trotz harter Parts, großartig druckvollem Drumming und apokalyptischer Dramatik nie brutal wirkt. Sicherlich hat auch der letztjährige Auftritt beim Prophecy Fest dazu beigetragen, dass ich das Projekt positiv wahrnehme, als sie entspannt-schräg über die Bühne tanzten mit ihrem eigenwilligen Outfits und ich mir dachte „Ach, wie schön, wie manche auf diese Musiknische blicken“.

‚Andermans Mijne‘ hat mir mehr gefallen als die bisherigen drei Alben, ich empfinde die Titel als schmissiger und kann das Album am Stück hören, ohne genervt zu sein. Angestrengt sicherlich, alles andere wäre verwunderlich und zum Nebenbeihören sollte man zu anderen Bands greifen. Aber vielleicht täuscht dieser Eindruck auch und hat vielmehr damit zu tun, dass ich Laster einfach nach und nach erarbeitet und gefällig gehört habe. Die Band hat was, mir imponiert, dass sie nicht mit besonderem Einsatz von ungewöhnlichen Instrumenten ihren Sound versuchen, künstlich (oder künstlerisch?) aufzuwerten, sondern sehr traditionell Gitarre, Bass und Schlagzeug einsetzen um doch andere Welten zu präsentieren und weitere Elemente wie Keyboardeinsatz wenig aufdringlich vorkommen. Neben dem knalligen Opener ist es besonders die 70er Jamsession „Poetische waarheid“ und der Abschluss „Doodgeboren“, die etwas in mir bewegten. Und durch die Vermischung der Stile gelingen es Laster sogar, dass mir als Funk-Hasser funkige Sounds gefallen.

Großartige Leistungen an allen Instrumenten, insbesondere das Schlagzeugspiel gefällt mir immer wieder. Immer Klargesang und doch abwechslungsreich und nie aufgesetzt. Saubere und satte Produktion und haufenweise eigenwillige und doch mühevolle Lieder, die man sich erarbeiten muss. Laster haben mit Album Nummer vier erneut bewiesen, dass sie ihr Handwerk verstehen und den Hörer fordern wollen. Ich kann nur dazu raten, dem schrägen Trio Aufmerksamkeit zu schenken – sei es durch das Lauschen dieses Releases oder durch einen Besuch ihrer Konzerte. Diese Begegnung hat viel in mir bewegt. Positiv.


Laster – Andermans Mijne

13.10.2023 / Prophecy Productions


https://laster.bandcamp.com/


01. Andermans mijne
02. Kunstlicht
03. Poëtische waarheid
04. Wachtmuziek
05. Achterstevoren
06. Vorm alleen
07. Stenen spiegel
08. Onzichtbare muur
09. Afgelopen tijd
10. Doodgeboren