Markus Siegenhort kehrt mit seinem Projekt Lantlôs zurück und setzt die Verwandlung fort, die sich von Album zu Album immer weiter zu vollziehen scheint und vielleicht ähnlich dem Namen des Projektes kein rechtes Ziel kennt: Denn so, wie Markus sich „ohne Heimatland“ sieht, so ist Lantlôs weiterhin ein metallisch/rockiger Hybride, der nach und nach die Spuren der Anfangstage abgestreift hat und so wandlungsfähig ist, wie nur wenige Projekte in dem Sektor. Keine schwarzmetallischen Pseudonyme mehr, seit 2013 auch ohne Keifen, das bis dahin von Angrrau und Neige beigesteuert wurde. Vorliegendes Album „Wildhund“ verzichtet nun sogar gänzlich auf Unterstützung durch Gastmusiker, Lantlôs ist nun endgültig Markus Siegenhort und 2021 bedeutet dies vor allem Indie Rock mit metallisch druckvollen E-Gitarren Wänden. Und Lantlôs scheint nun auch Lantlos zu sein, wenn man dem Cover und der Albumbeschreibung folgt - geführt wird das Projekt aber bei Bandcamp und in den Listen weiterhin mit Axon Circonflex, wahrscheinlich um Suchen im Netz zu vereinfachen (weswegen ich erst im weiteren Text die neue Schreibweise bediene).

Ich kann nicht allzuviel über das Album schreiben, da es mir einerseits sehr gefällt, andererseits aber nicht im Innersten bewegt: Es geht mir 2021 mit Lantlos ähnlich wie mit den Foo Fighters, die ich hier musikalisch als recht guten Vergleich sehe. Das Album rockt, es könnte super im Auto, an sonnigen Tagen am Wasser oder druckvoll auf einem Konzert meinen Nacken und meine Beine in Bewegung bringen. Es finden sich auch deutlich mehr Songs auf „Wildhund“, die mir gut gefallen, als auf den letzten beiden Alben zusammen: „Magnolia“, „Home“, „Vertigo“, „Amber“, „Dream machine“ und „Dog in the wild“ sind allesamt schöne Nummern und alle dazwischen Liegenden sind auch nie schlecht. Und das aber: Naja, es mag am Stil liegen, der eben nicht zu meinen Favoriten gehört, es kann aber auch die Brücke zum Post Metal sein, die weiterhin deutlich besteht und eben wie ein Gleichmacher wirkt, der die 52 Minuten in einen Reigen verwandeln, in dem einzelne Melodien und Refrains nur schwer leuchten und damit hängenbleiben können. Es sind 52 sehr schöne Minuten, aber bis auf eine Ausnahme fällt es mir schwer, mich an Einzelheiten wirklich zu erinnern. Alles gut, alles rockt, alles verschwimmt irgendwie. Das geht in Ordnung, ist es ja ein gutes Verschwimmen und in meinen Augen Lantlos auf bisher höchstem Niveau. Ich persönlich suche nur andere Dinge für meinen Heimgebrauch. In Sachen Instrumentalarbeit und Produktion habe ich nichts zu beanstanden und die Entscheidung Siegenhorts, entgültig selbst den Gesang zu übernehmen ist gelungen: Warum hat der Mann das Mikro bisher abgegeben, singt er doch wirklich angenehm und verleiht seinem Projekt damit auch eine wesentlich eigenständigere Marke? Top.

Und die Ausnahme? „Lake Fantasy“ ist ein Opener, der sich in meinen Ohren abgrenzt vom Rest des Albums, ist er doch deutlich greifbarer und durch das schiefe Keyboardspiel sehr prägnant – ein geiler Track, man darf gerne mal den Link zum Video weiter unten nutzen!

Was bleibt also am Ende? Auch wenn Lantlos wohl niemals ganz mein Fall sein werden und immer leicht neben meinen Bedürfnissen arbeiten, kann ich ‚Wildhund‘ auf jeden Fall empfehlen. Allen, die Indie Rock der Marke Foo Fighters mögen, Post Rock Fans und Freunden entspannter Härte. Markus Siegenhort entwickelt sein Projekt immer weiter und 2021 ist er in meinen Ohren wirklich gut drauf und der einzige wirklich nennenswerte Schwachpunkt des Albums ist wohl das Coverartwork, das mir so gar nicht schmeckt. Also: Reinhorchen!

 

Lantlos

Wildhund

 

30.07.2021

Prophecy Productions

 

https://lantlos.bandcamp.com/album/wildhund

 

01. Lake Fantasy
02. Magnolia
03. Cocoon treehouse
04. Home
05. Vertigo
06. The bubble
07. Amber
08. CloudInhaler
09. Planetarium
10. Dream machine
11. Dog in the wild
12. Lich