Zusammen sind sie einfach noch besser als solo: Lou Rhodes und Andy Barlow beweisen mit 'Backspace Unwind' einmal mehr ihre Überlegenheit im kantigen Elektropop, die sie nun bereits seit zwanzig Jahren ausspielen ohne damit anzugeben. Immer sympathisch und zurückhaltend sieht man die beiden in Interviews, genau wie auch in ihren Songs, die durch subtile Dynamik und Schönheit von Innen überzeugen. Wie bereits beim fünften Album, kündigte man auch diesmal lange vorab das neue Werk an und eine Fan Edition wurde ausschliesslich zur Vorbestellung angeboten. Neben der regulären Limited Edition, mit einen 10-Track Live-Mitschnitt eines Konzerts mit den Symphonettas, enthält diese Version nochmals 3 Bonus Tracks, 5 Instrumentals und ein einzigartiges Pop-Up Cover. Musikalisch wirkt 'Backspace Unwind' für Lamb erstaunlich homogen. Der 4/4-Takt wird zum ersten Mal zum wahren Freund erkoren und Pop ist eindeutig die Richtung, die diesmal eingeschlagen wurde. Vergessen sind die Gitarren-Ausflüge von 'Build a Fire' und die verschrobenen Drum'n'Bass Muster der ersten Tage, zumindest im ersten Teil des neuen Werkes. Äußerst flüssig mit noch immer geheimnisvoll im Hintergrund knarzenden Sounds bauen Lamb im Titeltrack und auch mit die erste Single 'We Fall In Love' tanzbare, mitreissende Tanznummern auf, die zuhause genauso funktionieren, wie im Club. Ein wenig Björksche Background-Elektronik, gesangliche Ähnlichkeiten mit den frühen Sneaker Pimps bei 'In Binary', alles ist zu finden. Natürlich präsentieren sich auch wieder fragile Balladen, denn auch diese sind ein Markenzeichen der Band. Melancholie, die es schafft glücklich zu machen, auch wenn sich dies irgendwie widerspricht. 'As Satellites Go By' ist eine solche, und wüsste ich es nicht besser, ich würde schwören, dass sie Tom Smith von den Editors geschrieben hätte. Mit Piano und Streichern im Refrain könnte man sie direkt in die letzte Platte der Briten, 'The Weight Of Your Love', einsortieren. Die vorgetäuschte Poplastigkeit der ersten Songs relativiert sich im eher ruhigen, aber gleichzeitig düsterer wirkenden Mittelteil des Albums. 'What Makes Us Human' und 'Nobody Else' sind vor sich hin kriechende, liebenswürdige Soundmonster, die mit Passagen versteckten Wahnsinns gekrönt das beinhalten, was Lamb gross machte und von vielen anderen Bands abhebt. In 'Seven Sails' gipfelt dieser Aspekt mit einer bedrohlichen Klanglandschaft und der kurz vorm überdrehen stehenden Stimme von Lou Rhodes, bevor dem Hörer mit 'Doves und Ravens' fünf Minuten voller Ausgeglichenheit zum Verschnaufen geboten werden. Eine ätherisch gehauchte Melodie über dicht untermaltem Klavier lässt 'Backspace Unwind' in den Schwebezustand gleiten, bevor 'Only Our Skin' ebenso luftig, aber etwas mehr den folkigen Vorlieben von Lou Rhodes Tribut zollend ein herausragendes Album beschliesst. Wo '5' erst einmal zu verdauen war, bevor man es voll ins Herz schliessen konnte, fängt 'Backspace Unwind' sofort ein und läßt nicht mehr los. 'It all begins , when stars align, and two paths meet to re-define: We fall in love...