Dass der erste Eindruck doch immer wieder täuschen kann. Diese Feststellung überkommt einen möglicherweise, wenn man sich erst das Cover von Lakobeil angesehen und danach das Album angehört hat. Wer ist Lakobeil? Das x-te Synthiepop-Duo von zwei sonnenbebrillten Herren im Anzug? Fast, nur besser. Namentlich sind es Dirk Lakomy und Tobias Birkenbeil, die beide eine nicht unbeträchtliche musikalische Vita vorweisen können. Bands wie Umbra et Imago, In My Rosary, Derrière Le Mirroir sowie DNS und Cytron haben sie über Jahre mitgeprägt, als versierte Musiker, Komponisten, Texter, Sänger und Producer taten sie sich vor Jahren erstmals für ein gemeinsames Projekt zusammen und Lakobeil wurde aus der Taufe gehoben. Zusammen mit Stella B. (backing vocals) produzierten Lakomy und Birkenbeil nun das offizielle Debüt-Album „Strange Encounter“. Fans von Electropop mit Niveau und guten Ideen sollten jetzt hellhörig werden. Das Intro „Strange Encounter“ führt einen allerdings erst einmal in die Irre. Beschwörend-düster, einen kurzen Moment an Current 93 erinnernd, scheinen sich die Pforten des Hades zu öffnen – und offenbaren den alten Andi Sex Gang als Verkünder dieser unheilvollen Botschaft. Doch führt der Weg nun nicht in die ewige Dunkelheit, sondern in ein synth-poppiges Universum, das einen ganz eigenen kühl-elektronischen Charakter mit einer Menge 80ies-Appeal offenbart. Weit weg vom derzeit angesagten Einheitsbrei mit Bass-Überdosis versprühen die nach dem Intro noch neun verbleibenden Stücke einen herrlich analogen, wavigen Charme, der Erinnerungen an durchtanzte Nächte unter der glitzernden Discokugel weckt. Pulsierende EBM-Beats der alten Schule treffen auf Minimal-Electro-Sequenzen, gestützt vom unaufdringlichen, bewusst monoton-unterkühlt gehaltenen Gesang Birkenbeils, der Stella B's backing vocals genug Raum für wohldosierte, melodische Akzente gibt. „Strange Encounter“ bietet dem aktuellen Trend in der Electro-Szene „erfrischend unmodern“ die Stirn, ohne anbiedernd retro zu sein. Hier haben zwei Musiker und Produzenten, die schon in den besten Zeiten, diese musikalische Szene gesehen hat, aktiv waren, jede Menge Trümpfe ausgespielt – aber hoffentlich nicht alle, denn das sollte erst der sehr viel versprechende Anfang gewesen sein, an dem man sich bestimmt nicht so schnell satt hören wird. Anspiel-Tipp: That's all (großartige Instrumental-Passage!)