Was hat sich Laibach in den über 25 Jahren seines Bestehens alles für Vorwürfe gefallen lassen müssen. Zugegeben, das Spiel mit Symbolen und das Teils militärisch angehauchte Auftreten des Künstlerkollektivs lässt ziemlich schnell Vorurteile entstehen, aber Laibach in eine bestimmte politische Ecke drängen zu wollen, hat sich noch nie als richtig erwiesen. Vor allem Vorwürfe bezüglich eins hervorgehobenen, nationalistischen Auftretens wurden immer wieder laut. Laibach selbst haben sich aber nie darum gekümmert und waren auch trotzdem erfolgreich. Das nun erscheinende Album "Volk" klingt dennoch wie eine Begründung für ihr Verhalten, denn "Volk" stellt eines besonders heraus: Jede Nation kann stolz auf ihr Land sein. Genau dieser Stolz verbindet alle Völker der Erde, ebenso wie die versuchte Einflussnahme durch die USA und Großbritannien. Letzteres Argument ist wohl einer der Gründe, warum so viele Texte auf dem neuen Album auf Englisch gesungen werden und ersteres für die Interpretation verschiedener Nationalhymnen. Dabei bekommt jedes Land mehr oder weniger sein Fett weg. Geradezu anklagend stechen Vorwürfe gegen außen- und innenpolitisches Fehlverhalten der Regierungen hervor, wobei besonders die beiden bereits erwähnten Länder USA und Großbritannien sich die schärfsten Bemerkungen über sich ergehen lassen müssen. Verstärkt werden diese Tiraden durch im Booklet aufgeführte Zitate von G.W. Busch, C. Rice und anderen, bei denen man am liebsten die Hände über dem Kopf zusammen schlagen möchte. Aber auch andere Länder müssen sich unangenehmen Fragen stellen, etwa Frankreich mit dem Kreuzverhör, warum seine Bürger mit Molotows und Eisenstangen bewaffnet durch die Straßen ziehen. Neben den mehr oder weniger stark zugelassenen Einflüssen der verschiedenen Nationalhymnen, unter denen auch die des vom Künstlerkollektiv ins Leben gerufenen Staates NSK ist, spielen Laibach in für sie ungewohnten Gefilden. Zusammen mit dem Duo Silence entwarf die Gemeinschaft um Sänger Milan Fras Songs unterschiedlicher Stimmungen und Intensitäten. Elektropop, Schlager Klassik und ein klein wenig Industrial werden zu größtenteils sehr melodischen Strukturen zusammengeführt. Nicht nur generell sehr ungewöhnlich, auch für Laibach etwas Neues. Pianoklänge, klassischer Gesang, Kinderchöre, brummender Bass verwoben zu einem anspruchsvollen Ganzen. Dazu Milan Fras' tiefer Sprechgesang, der die verschiedenen, in ihren Landessprachen singenden Gastsänger um Laibachsche Kommentare ergänzt. "Volk" ist ein kleines aber sehr gelungenes Manifest mit einer Aussage: Sei stolz auf Dein Land, aber kehre trotzdem vor der eigenen Haustür. natürlich steckt, wie immer, noch wesentlich mehr dahinter, wie die Schafe auf dem Cover zeigen. Aber bei Laibach erfährt man ja nie die genaue Intention. Die muss jeder selbst suchen.