Fünf Monate hat es gedauert, bis Tilo Wolff und Anne Nurmi das nun vorliegende Album "Fassade" fertiggestellt hatten. Nun kann sich die riesige Fangemeinde endlich auf dieses nächste Opus freuen. Und Opus ist bei diesem Album keine Übertreibung.

Die typisch klassische Stil der Musik Lacrimosas wird dieses mal durch Musiker der Hamburger und Berliner Staatsoper sowie einen Chor getragen. Insoweit deutet also alles darauf hin, das Lacrimosas neues Werk wieder ein opulentes Meisterstück ist. Die mittlerweile zehnjährige Schaffensphase von Lacrimosa zeigt einen stetigen Fortschritt und eine kontinuierliche Weiterentwicklung. Hört man sich "Fassade" an, hat man fast Angst vor dem nächsten Album, das einen bei dieser Entwicklung in seiner Mächtigkeit erschlagen könnte.

Diese Platte gibt, nach meiner Meinung, auch all das wieder, was Lacrimosa ausmacht. Damit meine ich weniger die Thematik, mit der sich "Fassade" auseinandersetzt (die Betrachtung des Individuums in der modernen Gesellschaft), sondern eher die Stimmung und den Stil der einzelnen Songs. Die klassisch ausgerichteten Sätze 1. + 2. mit begleitendem Chor oder "Senses", das sehr ruhig und melancholisch ist und von den englischen Vocals Anne Nurmis dominiert wird, sind überzeugende Beispiele. Im Gegensatz dazu steht "Liebesspiel", das harte Gitarrenriffs beherrschen und bei dem man merkt, das Tilo Wolff seine Ursprünge zum Glück nicht vergessen hat. "Fassade" bleibt allerdings, wie auch seine Vorgänger, in mancher Beziehung schwer verdaulich. Man muss dazu bereit sein, sich mit Tilo Wolffs Texten auseinander zu setzen und das kann einem schon manchmal aufs Gemüt schlagen.

Nach dem Durchhören des Albums muss man erst einmal tief Luft holen. Damit ist "Fassade", genauso wie seine Vorgänger, nicht gerade die CD, die ich Tag und Nacht hören will und kann. Ob es Tilo Wolff und Anne Nurmi geschafft haben, das vorhergehende Album "Elodia" zu übertreffen, sollte jeder selbst entscheiden. Auf jeden Fall konzentrieren Lacrimosa die Quintessenz ihrer Musik in "Fassade" zu einem geballten Oeuvre.