Das dritte Album des finnischen Fünfers mit der grazilen Frontfrau Ana bekräftigt erneut das Phänomen, dass die besten und wahrscheinlich erfolgreichsten Gothicrock-Alben derzeit aus dem Land der 1.000 Seen kommen. Ob dies an der geografischen Lage, dem skandinavischen Temperament oder etwa doch am Einfluss des erfolgreichen finnischen Produzenten Hiili Hiilesma (unter anderem HIM) liegt, lassen wir einmal dahin gestellt.

Doch so finnisch klingen LAB gar nicht: lässt man "Where Heaven Ends" das erste Mal im CD-Laufwerk kreisen und sich einfach nur von der Musik berieseln, dann vermeint man mehr französischen Chansons zu lauschen, als einer skandinavischen Pop/Rock-Band. Das schlägt sich auch auf die Textaufnahme nieder: verzweifelt versucht man irgendwelche französische Wortfetzen heraus zu hören, doch wird von englischen Textzeilen überrascht. Der markanteste Punkt LABs ist sicherlich Anas helle Stimme, die sich jedoch durch ein ganz besonderes Timbre auszeichnet, das - passend zu den Texten, die wir dann doch besser verstehen, da sie in Englisch verfasst sind - den Zuhörer einem Verständniskonflikt zuführt: Soll man der vordergründig engelsgleichen, beinah mit kindlicher Unschuld versehenen Stimme Glauben schenken, oder wird man der Schwingungen im leicht rauen Unterton gewahr? Da passt es wie der Deckel auf den Topf, dass die Texte oft den Konflikt zwischen Gut und Böse thematisieren.

Die Songs an sich wechseln gut ab, so dass sich rockigere Nummern mit balladesken, melancholischen Liedern - besser, Chansons - die Hand geben. Doch ist diese Aufteilung auch nötig, um das Album nicht der Gefahr auszusetzen, zu eintönig zu klingen. Gerade einzelne Übergänge ähneln sich doch ziemlich und sind großteils vorhersehbar, so dass man auf überraschende Wendungen nur selten trifft. Doch soll das die Qualität des Albums nicht sonderlich schmälern, wird doch der ganz besondere und individuelle Anstrich des Albums von Anas charakteristisch charismatischen Stimme aufgetragen, die im Übrigen auch nicht gerade die variabelste ist. Doch das stört keineswegs. Zu erwähnen ist auch, dass das Album den Hörer an keiner Stelle überfordert. Die Botschaft, die maßgebend von den Vocals unmissverständlich vermittelt wird, geht geradewegs an den Adressaten. Die Instrumente ordnen sich hier brav unter und brechen kaum aus ihrer Rolle aus. Man mag sie fast als Statisten "degradieren", die zwar keine Sprechrolle erhalten haben, aber für das Gesamtbild unerlässlich sind.

Insgesamt hinterlässt "Where Heaven Ends" einen hervorragenden Eindruck. Vier, fünf Songs des Albums haben absolutes Hitpotenzial, die mit der richtigen Vermarktung und budgetärer Unterstützung problemlos auch großen kommerziellen Erfolg einfahren könnten. Sentimentale Songs wie "Danger" oder "Insane With Love" berühren zutiefst, während die rockigeren Nummern wie "When Heaven Gets Dirty" mit einprägsamen Hooklines zum Mitwippen und -singen einladen. Darüber hinaus zeigen LAB mit "Goddess" zum Beispiel, dass sie auch etwas variablere Stücke zum Besten geben können.