Das holländische Duo Kraken zählt mit Sicherheit zu den absonderlichsten Projekten des belgischen Spectre Labels. Fernab jeglicher Songstrukturen und meistens auch ohne Melodien ergießt sich ein Konglomerat an Feldaufnahmen, Samples und künstlichen Geräuschen über den Hörer, die dieser mehr oder weniger schwer verdauen kann. Auf ihrem vierten Album "Chagrin" erreicht dieses surreale Schauspiel einen Höhepunkt. Kraken haben eine Art Geisterwelt erschaffen, ein adversatives Universum. Alle Töne klingen bekannt und doch in ihrer Zusammenstellung neu. Es tauchen Stimmen auf, die Befremdliches erzählen, mal in Englisch, mal in Holländisch oder mal in Deutsch. Extrem hohe Töne strapazieren das Trommelfell, ebenso wie dumpfes Dröhnen. Im krassen Gegensatz dazu stehen sehr ruhige Passagen, in denen geisterhafte Stimmen zu einem sprechen. Andere scheinen im Hintergrund zu schreien. Eine Aufschlüsselung dieser kryptischen Welt geben Kraken indes nicht. Vielmehr wird der bizarre Charakter des Albums durch abstruse Songtitel noch verstärkt. "Deine Schwester und das falsche Bein" oder "Schwimmende Hunde" seien nur zwei Beispiele. Der Song "Goud Voor De Veerman" sticht nicht nur wegen seiner Länge von über 20 Minuten heraus, sondern auch wegen einem Anflug von Melodie, die von einem sehr langsam gespielten Akkordeon zu stammen scheint. Natürlich hört man auch hier wieder Stimmen. Klingt ganz wie eine Reise durch das Unterbewusstsein. Dort schein sich generell Krakens Musik anzusiedeln. Denn auch, wenn man vordergründig nicht alles versteht, scheint das Unterbewusstsein darauf anzusprechen. Und so seltsam, wie "Chagrin" klingen mag, um so öfter hört man das Album, um es zu ergründen. Fremdartig und bizarr und trotzdem anziehend.