Kraftwerk haben dieses Jahr das Lenbachhaus in München für ihre 3D Ausstellung gewählt, die im letzten Monat dann auch von drei Konzerten begleitet wurde. Der zugehörige Katalog sollte eigentlich bei Schirmer und Mosel erscheinen, die Herren Roboter einigten sich jedoch nicht mit dem Verlag und veröffentlichten den Bildband nun in Eigenregie. Wenn Kraftwerk ein solche kunstaffines Vorhaben angehen dann kommt dabei natürlich etwas ganz besonderes heraus, da bin ich mir ganz sicher und bestelle mir das freundlicherweise rabbatierte Presseexemplar bei den freundlichen Mitarbeiterinnen des Lenbachhauses direkt. Nun liegt es vor mir. Hardcover, in LP-Größe mit einer rot/blau-Brille zur räumlichen Darstellung. Das erste Bild zeigt die verpixelten Kraftwerker, wie man sie vom Logo der letzten Jahre kennt. Sieht cool aus. Dann folgt eine Serie von 7 Bildern der Autobahn-Periode, die sich teilweise nahe am Original-Artwork orientieren, teilweise recht beliebig wirken um dann in die Radioaktivität-Phase zu überführen, die recht lieblos gestaltet erscheint. Einfache Atommodelle und ein Radioaktivität-Schriftzug überzeugen leider weder inhaltlich noch bzgl. der 3D-Effekte. Lediglich die bekannte Antenne mit ihren konzentrischen Funkwellen hat hierbei das gewisse Etwas. Warum sich die Bilder zur Computerwelt fast ausschließlich im langweiligen schwarz-weiß und nicht leuchtend gelb präsentieren ist das nächste Rätsel. Electric Cafe wird dann zwar wieder mit einer Vielzahl von Bildern gewürdigt, die Wireframe-Modelle, die den eigentlichen künstlerischen Impuls dieser Periode ausmachten sind jedoch vollkommen unterrepräsentiert. Stattdessen finden sich sowohl ‚Boing’ als auch ‚Boom’, ‚Tschak’ und ‚Zong’ als mäßig interessante Comic-Schriftzüge über vier Doppelseiten. Wirklich gelungen ist hier lediglich das unendlich lange Mischpult der Roboter das auch wirklich räumlich im Off zu verschwinden scheint. Der Tour de France Soundtrack des neuen Jahrtausends ist leider nur durch drei Vitamin-Bilder und ein Fahrrad-Bld gewürdigt, die Original Tour De France Umsetzung fehlt gleich vollkommen. Nach der unglaublich einfallslosen Klingklang Machine als iPhone-App folgt mit Kraftwerk 3D leider die nächste Enttäuschung aus dem Hause Kraftwerk. Wo ist die Genialität geblieben, wer hat die innovativen Ideen der letzten Jahrzehnte verschluckt? Ist Kraftwerk endgültig tot? Ich glaub es fast….