M83 waren schon immer schwierig einzuordnen. Oft hörte man zur Stilrichtung das Wort Shoegazing, dafür die Songs allerdings oft zu episch und zu sphärisch. Der bewusste Entschluss der Band sich zu formieren um aus dem Rock in Richtung Elektronik zu schwenken ist deshalb auch stetig zu hinterfragen. Nach dem eher strukturieren letzten Album und einem Support Slot von Depeche Mode komme M83 dieses Jahr mit einem Werk zurück, das sich um Träume und wie Menschen diese in ihrem Leben empfinden dreht.

Zwar ist es ein Doppelalbum (mit 73 min Spiellänge?) geworden, aber die Band setzte sich das Ziel, ganz bewusst Wiederholungen zu vermeiden und die Songs individuell und unterscheidbar zu halten. Sehr episch mit sehr dichten, sphärischen Strukturen weist das Intro darauf hin, wie Sigur Ros klingen könnte, hätte man einen Sänger wie Peter Gabriel rekrutiert, der kraftvollen Gesang zusteuert. Pompös, fast überfrachte endet der Song nach fünf Minuten und ‚Midnight City’ lädt bis auf den Refrain sehr viel minimaler produziert zu einer Verschnaufpause ein. Immer wieder verwenden M83 Anleihen aus Psychedilca und Prog Rock im Zusammenspiel mit elektronischen Grundstrukturen; die Shoegazer-Zeit scheint gänzlich vorbei zu sein. Zwischendrin leiten kleinere Instrumentals über und machen ‚Hurry Up’ zu einer geschmeidig fließenden Platte.

Sowohl elektroakustische Balladen wie ‚Wait’ oder ‚Soon My Friend’ haben ihren Platz, aber auch zweiminütige Rock-Opern wie ‚The Bright Flash’ wissen sich gekonnt einzureihen. Und dann kommen sie doch noch in ‚New Map’ oder ‚Year One, One UFO’: die englischen leicht sägenden Gitarren zu denen sich Menschen in schwarzer Kleidung in den 80ern mit kleinen Schritten auf der Tanzfläche vor und zurück bewegten, während sie dabei die Struktur des Bodens im Detail zu studieren schienen. Beatlose Flächen wechseln sich ab mit monströsen Wänden und in ‚Echoes Of Mine’ findet dieses Schema seinen Höhepunkt. Ein echter Ausreißer ist mit ‚Raconte – Moi Une Histoire’ zu nennen, wo ein Kind über lockeren Synth-Strukturen zwischen frühen Kraftwerk und Orbital eine Geschichte erzählt und durch seine Unbeschwertheit eine komplett schwebende Atmosphäre erzeugt. Mehr solcher befreiter Beiträge hätte dem Album die Schwere genommen, die es an vielen Stellen ausstrahlt.

‚Hurry Up, We’re Dreaming’ ist ein komplexes Album mit jeder Menge Details, die entdeckt und miteinander in Verbindung gesetzt werden wollen. Mal nebenbei morgens im Bad definitiv nicht die richtige Kost. M83 machen ihre Musik derzeit anscheinend eher aus dem Kof und weniger aus dem Bauch, was einerseits zu durchdachten Sequenzen und Song-Abfolgen führt, an anderen Stellen dann aber schon manchmal konstruiert wirkt.