Kontrast tanzen das Imperium in Grund und Boden

Kontrast tanzen das Imperium in...

Diktatoren sind wieder schwer angesagt – in Talkshows, Telegram-Gruppen und leider auch in der Realität. Da ist es doch beruhigend, wenn sich Kontrast, unsere liebste sarkastische Tanzbrigade, dem Thema auf ihre ganz eigene Weise nähert: tanzbar, dystopisch und garantiert ohne problematische Flagge im Hintergrund. Das neue Album Imperium (Tyrannis), das erste seit Unaufhaltsam aus dem Jahr 2018, ist kein politisches Manifest, sondern eine ironische Machtdemonstration im 4/4-Takt – mit mehr Haltung als jeder Bundestagswahlkampf.

Imperium erscheint in zwei Teilen: Tyrannis im Juni 2025 und Proteus im Mai 2026, jeweils auf Vinyl – oder wer's praktisch mag, als Komplettversion auf CD im Mai 2026. Alles natürlich stilecht veröffentlicht über Danse Macabre Records, inklusive düsterem Artwork, das aussieht, als hätte ein faschistoider Bauhaus-Zeichner mit Gothic-Schlagseite ein Regierungsposter entworfen. Musikalisch bleibt sich das Quartett treu und kombiniert hymnische Melodien mit schneidendem Zynismus. Inhaltlich wird ein Sci-Fi-Szenario entfaltet, in dem ein totalitärer Herrscher seine Untertanen zu willenlosen Tanzmaschinen umerzieht, während eine charmant-abgründige Propagandaministerin das passende Narrativ liefert. Zwischendrin meldet sich ein „Cassettenmensch“ zu Wort, der mit analogen Mitteln gegen das System aufbegehrt – das dürfte der erste musikalische Aufruf zur Rebellion via Bandlaufwerk seit den 80ern sein. Und spätestens wenn die Ministerin sich als Vampirlesbe outet, dürfte klar sein: Die Dystopie bei Kontrast hat Humor. Und Biss.

Dabei ist die Band nach drei Jahrzehnten kein bisschen müde geworden – höchstens böser. Mit Klassikern wie Einheitsschritt, Tod... find’ ich gut! oder Durchbruch haben sie die Clubszene in Grund und Boden gerüttelt, während Balladen wie Freiheit? oder Für immer vorbei den Emo-Level hochschraubten. Spätestens mit Tanzmaschinen und D3R Diktator, zwei DAC-Nummer-1-Singles aus 2024, ist klar: Das neue Material hat die gleiche Schlagkraft wie die alten Klassiker – und noch mehr Tanzbefehl im Gepäck. Imperium ist somit kein Nostalgiealbum – es ist eine tanzbare Ohrfeige für unsere Zeit. Kontrast regieren nicht, sie rebellieren. Und wer nicht mittanzt, wird halt umgegroovt.

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