Dan Courtman, auch bekannt unter seinem Alias Anton Knilpert oder seinem bürgerlichen Namen Daniel Hofmann hat sich im Laufe seiner vielseitigen musikalischen Karriere einen Namen gemacht. Als eine Hälfte des Duos Thorofon, das er zusammen mit Geneviève Pasquier bildet, oder als Mitglied der urigen Kapelle Jägerblut, ist Courtman längst eine feste Größe in der experimentellen Musikszene. Doch sein Schaffensdrang beschränkt sich keineswegs nur auf seine aktiven Projekte. Vor einiger Zeit hat er sich einer neuen Aufgabe gewidmet: der systematischen Durchforstung und Aufarbeitung der Archive seines eigenen Labels, des UMB Kollektivs. Dabei lag sein Fokus insbesondere auf den unveröffentlichten Tape-Aufnahmen seines allerersten Projekts Kommando. Mit viel Hingabe hat er diese Rohdiamanten sortiert, neu abgemischt und so aufbereitet, dass sie den hohen Ansprüchen einer modernen CD-Veröffentlichung gerecht werden.
Das Ergebnis dieser akribischen Arbeit liegt nun mit Crimefactory vor – einer streng limitierten Werkschau, die auf nur 313 Stück reduziert wurde und 14 ausgewählte Titel aus den Jahren 1993 bis 1997 in beeindruckender Tonqualität präsentiert. Schon beim ersten Hören mag man kaum glauben, dass es sich hierbei tatsächlich um eine Sammlung von ursprünglich unveröffentlichtem Material handelt. Denn die Tracks reihen sich auf erstaunlich schlüssige Weise aneinander und erzeugen ein homogenes Gesamtbild, das weit mehr ist als die Summe seiner Teile. Trotz der stilistischen Bandbreite wirkt Crimefactory wie aus einem Guss – ein Kunststück, das nur wenigen Retrospektiven gelingt.
Musikalisch bietet Crimefactory ein breites Spektrum an Klängen, das von sperrigen Noise-Kompositionen über monoton-dröhnende Ambient-Electronics bis hin zu rhythmusbetonten, tanzbaren Industrial-Stücken reicht. Auch experimentelle Geräuschcollagen und prägnante Voice-Samples finden hier ihren Platz. Jeder Track ist ein kleines, in sich stimmiges Kunstwerk, das gleichzeitig hervorragend in das Gesamtkonzept passt. Besonders herausragend ist der düster-pulsierende Titel Tremorstate, der durch seine rohe Energie und atmosphärische Dichte an die Anfänge des Industrial-Genres erinnert und dem Album gewissermaßen das berühmte Tüpfelchen auf dem i verleiht.
Bemerkenswert ist, dass es für die Qualität und Wirkung eines solchen Albums nicht immer ein übergeordnetes Konzept braucht. Crimefactory beweist eindrucksvoll, dass eine scheinbare "Ansammlung von Liedgut" durch die richtige Auswahl, Abmischung und Präsentation zu einem kohärenten und beeindruckenden Werk werden kann. Dennoch lässt sich bei näherer Betrachtung durchaus ein gemeinsamer thematischer Nenner ausmachen: der "psychopathologische Wahnsinn, manifestiert in den dunklen Abgründen der menschlichen Seele." Diese düstere Grundstimmung zieht sich wie ein roter Faden durch die Tracks und verleiht dem Album eine zusätzliche Tiefe.
Die lakonische, fast provokante Aussage des UMB Kollektivs zu diesem Werk bringt es auf den Punkt: "Wer bei der neuen Kommando weghört, hat einfach Angst." Und tatsächlich – es gehört schon Mut dazu, sich auf diese intensive Klangreise einzulassen. Doch für diejenigen, die bereit sind, sich der Herausforderung zu stellen, hält Crimefactory eine Fülle an faszinierenden Klangerlebnissen bereit, die unter die Haut gehen.
Das Album ist ein beeindruckendes Klangrevival, das nicht nur Fans von Kommando begeistern dürfte, sondern auch Neulinge in den Bann zieht. Mit Crimefactory hat Dan Courtman ein Werk geschaffen, das einmal mehr sein außergewöhnliches Gespür für Klangkunst und seine Experimentierfreude unter Beweis stellt. Von diesem intensiven und gekonnt umgesetzten Projekt darf es gerne mehr geben. Absolut empfehlenswert!
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Kommando - Crimefactory

Jeremias Meinhard - V
Jeremias Meinhard: grandioser Visual Kei aus Niederbayern.
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Der Gothic-Rock hat es in den letzten Jahren leider nicht so einfach gehabt und kommt auch in der Cl