Man kann trefflich darüber streiten, ob es nun eher Fluch oder Segen ist, wenn (ehemalige) Lieblingsbands wieder oder weiter regelmäßig Alben veröffentlichen. Aktuell haben And One und Wumpscut die Diskussion offensichtlich neu befeuert. Für mich persönlich sind Leaether Strip und KMFDM solche Bands, allerdings auf unterschiedlichem Niveau. Während es bei Claus Larsen einfach nur noch schade ist, haben sich KMFDM nach einer kleinen Durststrecke wieder gefangen und zumindest punktuell echte Highlights veröffentlicht. Die neue (und erste seit neun Jahren) Single „Krank“ spricht vollständig die niederen Instinkte der typischen KMFDM-Fans an. Treibender (ultra-heavy) Beat, Gitarren die auf den Punkt gebracht sind wie lange nicht und dazu mit deutschen Vokabeln gespickter Gesang, der auch wieder KMFDM an sich feiert. Keine Weltneuheit, aber es fühlt sich gut an. Dazu recht gelungene, tanzbare Remixe, die „Krank“ beim Einzug in die US Billboard Charts sicher geholfen haben. Dabei ergänzt Sebastian Komor seinen typischen Bass, lässt die Struktur, den Gesang und die Gitarren aber an Bord und verhindert so, dass aus „Krank“ ein gesichtsloser Clubstomper wird. Abgerundet wird dieser Album-Vorbote durch „Day Of Light“, dass vorab schon auf einer limitierten Vinyl-Single veröffentlicht wurde. Der Anfang lässt mich immer wieder ein Hellectro-Song erwarten, ohne dass ich sagen kann warum. Hier will es trotz Gast-Vocals (William Wilson von Legion Within) nicht final „klick“ machen, auch wenn der Remix von Legende Bill Rieflin schon ziemlich cool und der Song beileibe nicht schlecht ist. „Da steh ich nun ich armer Tor, und bin so schlau als wie zuvor“ (aus aktuellem Anlass als Zitat gekennzeichnet). „Krank“ sorgt für Vorfreude, „Day Of Light“ hingegen ist ein gutes Beispiel für solide, aber nicht herausragende Tracks, von denen es auf den letzten Alben eben sehr viel gab. In Bezug auf das neue Album „WTF?“ pendele ich also weiter zwischen Hoffen und Bangen.