Schon 1994 haben Maurizio Blanco und Boris May "Klangstabil" gegründet. Es dauerte aber bis 2002, dass mit „Vertraut“ ein erstes richtiges Ausrufungszeichen auf einer Compilation veröffentlich wurde. Seither gab es zahlreiche Veröffentlichungen, zuletzt das großartige Album „Math & Emotion“. Und man findet gar nicht ausreichend Superlative um diese Band zu würdigen. Denn selten gelingt es heute noch Bands etwas Eigenes zu schaffen. Auch wenn ich mich an dieser Stelle wiederhole – dafür kämpft sich der Musikfreund doch durch die unzähligen Veröffentlichungen.
Aus meiner Sicht ist die Neuauflage von „Vertraut“ ein schöner Grund zu feiern. Und weil Klangstabil eben anders sind, ist diese Veröffentlichung trotz der typischen Zutaten (Remixe und unveröffentlichtes Material) einmal mehr eine kleine Perle. Das treibende Original mit seinen Sprachsamples ist immer wieder ein Genuss und kein Freund elektronischer Musik darf diesen Song ignorieren. Und die meisten der namhaften Bearbeiter geben dem Song eine eigene Note. Torsten Wendt (Diorama) lässt den Hörer träumen, Synapscape regt schon fast zum Tanzen an und Daniel Myer verbindet beides.
Insgesamt sorgen die großen Namen dafür, dass man meint, einer hochwertigen IDM-Zusammenstellung zu lauschen. Trotz der immer wieder eingesetzten Samples und dem immer aufgegriffenen Themas des Originals. Zum Abschluss gibt es zwei Songs, die für das nie veröffentlichte Album „Kopfmusik“ eingespielt wurden. Zwar handelt es sich „nur“ um atmosphärische Songs, die das Thema durch weitere Sprachsamples vertiefen. Die Musik unterstreicht aber sehr gelungen, die Intensität, die solchen Dialogen innewohnen kann. Und der Titel dieses unveröffentlichten Albums trifft den Nagel auf den Kopf. Es ist faszinierend. Und da ich gerade im WM-Fieber bin, versuche ich mich an einer Sport-Metapher (hört, hört). Warum sieht bei einem Thomas Müller alles ein wenig eigenartig aus. Schlacksige Figur, dünne Beine und die Schienbeinschoner drohen bei jeder Ballberührung abzufallen. Aber er schießt die Tore. Modellathlet Mario Gomez hingegen will bei allem Einsatz nichts gelingen. So ist es hier auch.
Klangstabil und ihre Musik sind nicht hart oder besonders auffallend. Eigentlich machen sie sogar Popmusik. Aber sie sind etwas Besonderes und darum treffen die CDs eben den Nerv bei vielen Zuhörern. Nahezu weltmeisterlich.