Bereits 1994 legten Maurizio Blanco und Boris May den Grundstein für ein außergewöhnliches musikalisches Projekt: 'Klangstabil'. Doch es dauerte ganze acht Jahre, bis 2002 mit „Vertraut“ der erste große Meilenstein in Form eines beeindruckenden Beitrags auf einer Compilation veröffentlicht wurde. Seitdem hat die Band zahlreiche Veröffentlichungen vorgelegt, die nicht nur in der Szene für Aufsehen sorgten, sondern auch bei Kritikern und Fans gleichermaßen Anerkennung fanden. Zuletzt begeisterte das herausragende Album Math & Emotion, das erneut bewies, warum 'Klangstabil' längst einen festen Platz in der elektronischen Musikgeschichte verdient haben. Es ist schlichtweg unmöglich, genügend Superlative zu finden, um die Bedeutung dieser Band gebührend zu beschreiben. Denn in einer Zeit, in der musikalische Eigenständigkeit zur Rarität geworden ist, schaffen 'Klangstabil' das Unmögliche: Sie erfinden sich immer wieder neu und bleiben dabei unverwechselbar.
Die Neuauflage von „Vertraut“ ist aus meiner Sicht nicht weniger als ein Festtag für Musikliebhaber – ein Anlass, die Gläser zu erheben und zu feiern. 'Klangstabil' wären jedoch nicht 'Klangstabil', wenn diese Veröffentlichung nur eine weitere gewöhnliche Neuauflage wäre. Stattdessen wird uns eine wahre Schatztruhe präsentiert, die mit typischen, aber meisterhaft eingesetzten Zutaten wie Remixen und bislang unveröffentlichtem Material erneut den Anspruch der Band unterstreicht, Kunstwerke statt bloßer Musik zu schaffen.
Das treibende Original mit seinen eindringlichen Sprachsamples ist ein echter Klassiker, der nichts von seiner Faszination eingebüßt hat. Es ist ein Genuss, sich immer wieder aufs Neue in die Klangwelten dieses Stücks zu verlieren. Kein Freund elektronischer Musik sollte sich erlauben, diesen Song zu überhören. Die Remixe von hochkarätigen Künstlern fügen dem Ganzen zusätzliche Facetten hinzu. Torsten Wendt (Diorama) etwa entführt uns mit seiner Version in traumhafte Sphären, während Synapscape fast schon die Tanzfläche erobert. Daniel Myer schafft schließlich das Kunststück, beide Ansätze zu vereinen – träumerisch und tanzbar zugleich.
Die namhaften Bearbeitungen lassen die Veröffentlichung fast wie eine hochwertige IDM-Compilation wirken, ohne dabei die ursprüngliche Essenz von „Vertraut“ zu verwässern. Im Gegenteil: Die immer wieder aufgegriffenen Sprachsamples und das zentrale Thema des Originals werden gekonnt variiert und erweitert. Zum Abschluss bietet uns 'Klangstabil' zwei Stücke, die ursprünglich für das nie veröffentlichte Album Kopfmusik aufgenommen wurden. Diese atmosphärischen Tracks vertiefen das zentrale Thema durch weitere Sprachsamples und schaffen es, die emotionalen Nuancen solcher Dialoge eindrucksvoll zu unterstreichen. Der Titel des unveröffentlichten Albums hätte treffender kaum sein können: Kopfmusik – Musik, die nicht nur gehört, sondern auch durchdacht und gefühlt wird.
Lassen Sie mich, ganz im aktuellen WM-Fieber, eine gewagte Sportmetapher bemühen: Warum wirkt bei einem Thomas Müller oft alles ein wenig ungelenk? Seine schlaksige Figur, dünnen Beine und scheinbar überforderten Schienbeinschoner erwecken kaum den Eindruck eines perfekten Fußballers. Doch am Ende ist es genau er, der die entscheidenden Tore schießt. Ein Mario Gomez hingegen mag äußerlich der Modellathlet sein, doch trotz aller Bemühungen bleibt der gewünschte Erfolg oft aus. So verhält es sich auch bei 'Klangstabil'. Ihre Musik ist nicht laut, nicht aggressiv, nicht effekthascherisch – sie ist vielmehr subtil, durchdacht und trifft dennoch mit unglaublicher Präzision mitten ins Herz.
Obwohl 'Klangstabil's Werke durchaus Popmusik-Elemente enthalten, sind sie alles andere als gewöhnlich. Sie schaffen es, mit jeder Veröffentlichung etwas Besonderes zu sein, das den Nerv der Hörer trifft. In einer Welt voller austauschbarer Sounds heben sie sich ab – nicht durch Lautstärke, sondern durch Klasse. Und wenn es nach mir geht, haben sie sich längst das Prädikat „weltmeisterlich“ verdient.
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Klangstabil - Vertraut

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